Kriegsgeschichten

posted by ush on 2009/02/11 20:05

[ Literatur | -e ]

Ein weiterer Beitrag aus demselben Band (Ernő Kulcsár Szabó, Dubravka Oraić Tolić (Hg.): Kultur in Reflexion. Beiträge zur Geschichte der mitteleuropäischen Literaturwissenschaften. Wien: Braumüller 2008 [Wiener Arbeiten zur Literatur 24]), aus dem auch István Frieds Theoriebeitrag stammt, fand Eingang in die Essays: Ulrich Dronske lässt die Kriegsnarratologien von Ernst Jünger und Miroslav Krleža gegeneinander antreten.

Die so akribische wie furiose Analyse der Werke In Stahlgewittern einerseits und Der kroatische Gott Mars andererseits lässt in den Texten der beiden gegensätzlichen Autoren das je Unerwartete Gestalt annehmen: Der Rechtskonservative Jünger erzählt durch die Heldenversonnenheit und Kriegsromantisierung hindurch von durchschossenen Gesichtsfeldern und überfordert-zerrütteten Wahrnehmungseinbrüchen eines durch und durch modernen Subjekts auf dem Schlachtfeld, während der Experssionist Krleža den Krieg verschweigt, ihn vielmehr in der Vor- und der Nachbereitung in den alltäglichen Räumen der Hierarchie, der scheinbaren Ordnung wie dem Kasernenhof oder aber im Lazarett, wo notdürftig zusammengeflickt wird, was noch geflickt werden kann.

Das eine Mal bildet der Krieg den ultimativen Ausnahmezustand (wenngleich in Dronskes eigener Begriffswahl er nichtsdestotrotz Übertragung in eine alltäglichere, informations-, erregungs- und mediengesättigte Situationen übertragbar wäre; in vielerlei Hinsicht handelt es sich bei Jüngers sensuell ausgearbeitetes Paradox vom krepierenden Heros um einen Kino-Krieg), das ander Mal die alltägliche und unhintergehbare Wirklichkeit.

Die Narrativik dieser Erzähltexte samt ihren Rhetoriken wird von Dronske prägnant und nachgerade überspült von kurzen Zitaten präsentiert. Er bietet in diesem äußerst lesbaren Essay nachgerade flo(re)ttierende Charakterisierungen der Stile, derart, dass die beiden Texte in der Tat die Waffen gegeneinander zu richten scheinen.

Eines ist nach der Lektüre klar: Der Gang zum Bücherregal und der richtige Griff zu zwei Büchern, die man nun selbst miteinander kompilieren möchte.


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Einblicke in Editor's Welt. Interessiert an Geisteswissenschaften, staunend über Medien, Tendenz zum Bizzarren, vor allem in der Literatur. Über Anregungen, Kritiken, Kommentare freuen sich Usha Reber (editor@kakanien.ac.at und János Békési (webmaster@kakanien.ac.at).
The workshop Balkan Studies - quo vadis? is held on April 25, 2009.

Venue: HS, Inst. Slawistik, AAKH / Campus
The programme is to be found here, the abstracts are available as Balkan Studies 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, and as pdf.
Ort: HS, IOG, AAKH, Spitalgasse 2, 1090 Wien
Zeit: 2. bis 4. April 2009
Veranstalter: IOG, Kk.rev
Funding: Fritz-Thyssen-Stiftung, Köln

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