Der Individualismus der Nation
[ Europa | Europe ]
Ein weiterer Ertrag des Emergenzen 6 Workshops zu Kollektiv und Individuum konnte publiziert werden: Emilija Mančić stützt sich bei ihren Überlegungen zum Verhältnis zwischen Individuum und Nation nach dem Zusammenbruch des europäischen Sozialismus vor allem auf die Individualismus-Studie des Anthropologen Louis Dumont.
Manchmal droht der Artikel, ein Referat von Dumonts Thesen zu werden, von denen Mančić sich vor allem auf die Hypothese stützt, dass die europäische Nation ein Individuum höherer Ordnung bilde, was die Autorin wiederum vor allem in den Bemühungen, eine sozialistische Nation zu bilden, gegeben.
Es ist nicht vollkommen eindeutig, wie weit sich Mančić von Dumont entfernt oder wie eng sie an seinen Thesen bleibt, wenn sie mit einigen Abkürzungen von der Individualnation zum Konzept in sich geschlossener, stark exkludierender Kultur gelangt, wofür sie vorwiegend Herder als heranzieht.
Einen gänzlich genuinen Beitrag liefert die Autorin mit der Einbindung der Erzählung Ich und mein Gepäck von Dubravka Ugrešić, in welcher die kroatische Exilautorin über die Verflechtungen von Individuum und Kollektiv, Staatsangehörigkeit, Lebensmittelpunkt und Repräsentation einer Nation und Nationalkultur reflektiert. Die Bruchlinien und Problematiken des undurchschaubaren Wechselverhältnisses von Territorium, Politik, Kollektiv, Individuum, symbolischer Kraft und Repräsentationsfähigkeit anhand des Literaturmarktes, der Selbstdefinition von Intellektuellen und der Beharrlichkeit kultureller Konzepte werden hier allesamt schlaglichtartig erhellt.
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Editor
Venue: HS, Inst. Slawistik, AAKH / Campus
The programme is to be found here, the abstracts are available as Balkan Studies 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, and as pdf.
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