Grenzen

posted by ush on 2008/02/16 18:59

[ Raum | Space ]

Grenzen und ihre Funktion für verschiedene Räume, ihre Stabilität und Instabilität begleiten meine eigenen Forschungen schon seit Längerem und immer wieder. Seit ich letztes Jahr an einer Tagung der Tübinger Empirischen Kulturwissenschaften teilnehmen durfte und tieferen Einblick in die ethnologische Grenzforschung erhielt, suche ich immer wieder 'den Kontakt' zu dieser Ausrichtung. So freue ich mich, dass auf H | Soz | U | Kult wieder Mal ein ausführlicher und eindrucksvoller Tagungsbericht zu Grenzgebiet als Forschungsfeld. Aspekte der ethnographischen und kulturhistorischen Erforschung des Grenzlandes zu finden gibt.

Die Tagung fand vom 9. bis 11. November 2007 statt und widmete sich der Grenze als staatliche und politische Konstruktionsleistung, aber auch als kulturelles Orientierungssystem. Dabei spielte die Grenze als Trennungs- (und Verbindungs-)Konstrukt und eher abstraktes Organ keine wesentliche Rolle, sondern das Augenmerk lag auf Grenzräumen, Überschneidungsgebieten von Nationalstaaten, Kulturen, Symbolen und Alltagspraktiken.

Die Quellen der Vorträge - und demnach auch die angewandten Methoden - sind reichhaltig und vielfältig und reichen von der akribischen Interpretation und Einordnung von Gerichtsakten und Nachlässen bis zu narrativen Interviews. Besonders interessant schien mir das Thema von Mateusz J. Hartwich, "Verhandeltes Kulturerbe – Alltag und Geschichte im deutsch-polnischen Grenzland", der sich der Figur des Rübezahl und ihrer Vereinnahmung durch Legende, nationale Bewegung, Tourismus und Ökonomie annahm. "Rübezahl [wurde] zum national umkämpften Symbol, während er gleichzeitig immer auch eine unpolitische, kommerzielle Bedeutung trägt."

Wichtig und bedenkenswert für jede methodische Annäherung an das Thema "Grenze" ist sicherlich das Paper von Manfred Seifert, der grundsätzlich die in den Ethnowissenschaften vorhandene und als Gegenbewegung zur Globalisierung propagierte Verbindung von geografischem Raum und Kultur kritisiertl, da sie ihrerseits mentale und ideelle Grenzen stabilisiere und zum Operieren mit homogenen Kulturkreisen verführe. Die Gratwanderung zwischen geografischer und kultureller Fixierung muss freilich jedes Mal neu beschritten und die gegenseitige Verbindung angemessen überdacht werden.


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Einblicke in Editor's Welt. Interessiert an Geisteswissenschaften, staunend über Medien, Tendenz zum Bizzarren, vor allem in der Literatur. Über Anregungen, Kritiken, Kommentare freuen sich Usha Reber (editor@kakanien.ac.at und János Békési (webmaster@kakanien.ac.at).
The workshop Balkan Studies - quo vadis? is held on April 25, 2009.

Venue: HS, Inst. Slawistik, AAKH / Campus
The programme is to be found here, the abstracts are available as Balkan Studies 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, and as pdf.
Ort: HS, IOG, AAKH, Spitalgasse 2, 1090 Wien
Zeit: 2. bis 4. April 2009
Veranstalter: IOG, Kk.rev
Funding: Fritz-Thyssen-Stiftung, Köln

Programm, Abstracts (.pdf)
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