Bildung | Education - Part 18

posted by usha on 2006/11/08 18:14

[ Bildung | Education ]

Was die Bildungswelt heut betrüblich macht, galt für Montenegro laut dem Reisenden Arthur Achleitner auch schon 1912 für Montenegro:
Mit dem Gymnasium ist es eine eigene Sache, die eine gewisse Gefahr in sich birgt. An sich ist jede Bildungsanstalt zu begrüßen, also auch das Gymnasium in Cetinje. Prüft man aber die Frage, was denn die Absolventen werden sollen, so fällt die Antwort sehr schwer. Vielfach besuchen die Maturanten mit Unterstützung ihres Landesherrn die Universitäten von Wien, Belgrad oder Paris, studieren durchwegs fleißig und gewissenhaft. Nach Beendigung ihrer Studien kehren die jungen Männer in die Heimat zurück und wollen nun ihrer Bildung entsprechend angestellt werden. Nun hat aber Montenegro als Kleinstaat nicht so viele Stellen zu besetzen, als Anwärter vorhanden sind, deren Zahl naturgemäß bei dem starken Andrang zum Gymnasium und bei dem Bildungshunger von Jahr zu Jahr wächst. Zur Versorgung dieser von den Hochschulen heimgekehrten Leute gebricht es an Staatsmitteln. Ohne Beschäftigung, finaziell direkt hilflos und arm, grollen die jungen Männer nicht ihrem Schicksal, sondern dem Staate und dem Landesherrn, sie beteiligen sich, wie das ohnehin dem Wesen der Südslaven entspricht, an der Politik, sie werden Agitatoren und schüren die Unzufriedenheit.

aus: Achleitner, Arthur: Reisen im slavischen Süden (dalmatien und Montenegro). Berlin: Verl. von Gebrüder Paetel 1913, p. 178.


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