Bücher | Books - Part 26

posted by usha on 2006/11/14 09:00

[ Bücher | Books ]

Das Graduiertenkolleg Identität und Differenz brachte ein neues Buch zu Gender und Postkolonialismus heraus, der Schwerpunkt liegt diesmal auf Männlichkeitskonstruktionen: Schmidt-Haberkamp Barbara: Graduiertenkolleg (Hrsg.): Ethnizität und Geschlecht. (Post-)Koloniale Prozesse in Geschichte, Kunst und Medien. Köln 2005.

H | Soz | u | Kult veröffentlichte eine Rezension, die im Großen und Ganzen sehr positiv ausfällt, jedoch den Gebrauch des Begriffs "(Post-)Kolonialismus" als historische Markierung kritisiert und in Bezug auf den Band, der nicht immer mit Postkolonialismus zu tun hat, eher für (Postkolonialismus) plädiert.

Geschlecht und Ethnizität rücken tatsächlich immer mehr in den Mittelpunkt vieler Forschungen, und gewinnen gerade im deutschsprachigen Raum eine immense Bedeutung. Die Beiträge des Bandes decken einen weiten Bereich ab. Die Fallstudien beschränken sich nicht auf den europäischen Raum, sondern verhandeln bspw. auch Migrationsidentitäten in Japan, und sie reichen von historischen Fallbeispielen bis zu Medienanalysen der Gegenwart.

Der Trend befindet sich gerade so im Schwung, und auch die Universität Erfurt gab am 10.11. eine Konferenz zum Thema: Das Bild der "eigenen" Geschichte im Spiegel des kolonialen "Anderen". Internationale Perspektiven um 1900. Die Konferenz wählte das ungeliebte Andere, die Konstitution hegemonialer Identitäten, nicht die Herausbildung subversiver dritter Identitäten und Räume, zum Ausgangspunkt:

Dabei soll die historiografische Perspektive allerdings weniger auf die verschiedenen Kolonisierungsprozesse selbst gerichtet sein, als vielmehr auf die Ausformung geschichtlicher Selbstbilder durch den Blick auf das koloniale Andere und seine Aneignung. Eine solche Perspektivverschiebung vermag dazu beizutragen, nicht nur eine Kritik an den diskriminierenden und gewaltsamen kolonialen Unterwerfungspraktiken zu formulieren, sondern auch die Effekte zu entschlüsseln, die die Bilder vom kolonialen Anderen auf die Herausbildung einer eigenen, als hegemonial gedachten Identität hatten. Die Vorträge werden etwa zeitgenössische wissenschaftliche wie populäre Texte analysieren oder Völkerschauen und Weltausstellungen betrachten, um vorzuführen, wie insbesondere Vorstellungen der eigenen Geschichte im Zuge der Thematisierung und Präsentation des Anderen erzeugt wurden. Es soll also aus international vergleichender Perspektive herausgearbeitet werden, wie Kolonisierungsprozesse mit der Prägung von Geschichtsbildern, kollektiven Identitäten und Zivilisationsentwürfen verknüpft waren und sind.
Besonders interessant für mich sind bei diesem Fokus die vielfältigen Bestrebungen eines "going native", oder 'angewandten Primitivismus', die in eine wenig ironische Sakralisierung des/der Kolonisierten im 'eigenen Gewand' bzw. Diskurs führen. Ich hoffe, dass auch diese Publikation bald zu lesen sein wird.


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