[ Serbien | Serbia ]

Am 12. März 2003, vor dem Eingang zum Regierungsgebäude, wurde Djindjić von Scharfschützen getroffen und verstarb kurz darauf im Spital. Zu diesem Zeitpunkt war er etwas mehr als zwei Jahre im Amt, als erster nicht-kommunistischer Premierminister Serbiens seit 1945.
In seiner kurzen Amtszeit versuchte Djindjić, die Parteigänger des Milosević-Regimes mit einer harten Personalpolitik zu entmachten, was ihm zum Teil gelang. Die Führungsleute bei den Geheimdiensten, im Innenministerium, im Bereich der Justiz waren schnell ausgewechselt. Doch die mittleren Kader blieben und mit ihnen blieb die Korruption, die Grauzone zwischen organisiertem Verbrechen und Sicherheitsapparat.
Die ersten Mutmaßungen nach dem Attentat verwiesen auf Djindjićs Vorgehen gegen die organisierte Kriminalität. Viele Kommentatoren hielten eine Kombination aus politischen und kriminellen Motiven, für das wahrscheinlichste Szenario.

Vorgestern, am 10. März 2005 wurde in Belgrad das neue Buch des Journalisten Miloš Vasić präsentiert "Atentat na Zorana" ("Attentat auf Zoran"). (Auf der Homepage des Magazins "Vreme" schreibt Vasić eine Kolumne mit dem gleichen Namen.)
In ihrer Rezension sagte die Historikerin Dubravka Stojanović: "Wäre das Buch ein Roman, wäre es ein hervorragender Thriller, aber es handelt sich um Geschichte. Es ist eine brillante Studie über Strukturen die mit Hilfe des Staates, oder parallel zu ihm, das gesellschaftliche und politische Leben Serbiens geprägt haben." (Und es noch immer tun! Anm.d. Auth.)
In Serbien ist man sich weitgehend einig darüber, daß der von Djindjić mit großem Elan vorangetriebene Demokratisierungsprozeß seit seiner Ermordung stagniert. Miljenko Deretea, Präsident der Bürgerinitiativen Serbiens, sagte in seinem gestrigen Interview, Serbien wäre jetzt dort wo es bereits war, die Entwicklung laufe in die falsche Richtung.