Spaces of Identity - Part 26
[ Spaces of Identity ]
Aus verschiedenen Gründen habe ich David Albaharis Mutterland mit allergrößtem Interesse gelesen. Abgesehen davon, dass es mir ein Anliegen ist, die Literatur in deutscher oder englischer Sprache bzw. Übersetzung aus dem ehemaligen Jugoslawien kennen zu lernen, war für mich die konzeptuelle Rolle Kanadas, speziell: Calgarys wichtig.Die zentrenlose Stadt, in der Hütten als Häuser gelten, kam mir spontan bekannt vor. Mit einem Unterschied, der sich durch die gesamte Wahrnehmung der kanadischen Fremde zog, dass diese Zentrenlosigkeit und Weitläuftigkeit, die simple Multiplizität dem Erzähler in Mutterland anstrengend, verwirrend, abstoßend war, während mich dasselbe stets anzog und wie das Glücksversprechen einer "kollektiv-individuellen Anonymität" wirkte.
Sinnbildlich für den kanadischen Komplex steht in Mutterland der Schriftsteller Donald ukrainischer Herkunft, dessen Blick die - überfordernde ? - Weite mit den zu kleinen Augen verengt und auf strenge Positivitätsregeln fokussiert, die die Sicherheit zwischen Leben und Erzählen, Fiktion und Fakt, Schicksal und Zufall etc. wahren, die mithin die Landschaft eines fremden Krieges und einer unvertrauten Kultur ebenso wie das Gewohnte rastern und sektionieren.
Des Erzählers Integrationswille arbeitet sich an Donald ab, von dessen Freundschaft - eine Beziehung, die unterschiedlich definiert wird - und Urteil über die Befähigung zum Erzählen, aber gewissermaßen auch das eigene Leben und die eigene Abstammung er sich unbedingt abhängig macht. Donald IST die neue Sprache, er besetzt für den Erzähler die Stelle einer neuen, kanadischen Sprach- / Erzählidentität, die lange keinen Platz lässt für Alternativen. Dennoch handelt es sich eher um eine Emanzipations-, denn eine Hybridisierungsgeschichte.
< previous Posting next >
<< previous Topic next >>
Antworten