Bildung | Education - Part 11

posted by usha on 2006/02/25 11:28

[ Bildung | Education ]

Die Diskussion um die nationale Studienzulassung im Fach Medizin innerhalb Österreichs gestaltet sich zu einem Lehrstück eingemauerter und lokalisierter Grenzen und zum Veraltetsein des Nationalen.

Ausgehend vom Artikel "EU sagt 'Nein, aber' zur Quote" in Der Standard werde ich eine leichte Irritation über den Realitäts-/Fiktionsstand der erbitterten Diskussionen um nichtösterreichische StudentInnen der Medizin in Österreich nicht los: Allzu sehr erinnern die dürren und wenig eleganten Wrote im Artikel doch an die hintergründigen Fiktionen Robert Musils in seinem (österreichischen) Mann ohne Eigenschaften.

Wenn PolitikerInnen aller (bwz. immer noch Der Beiden) Parteien gegen Ján Figel', zuständig für Bildung, Beruf und Multilingualismus in der Europäischen Kommission anrennen, aus deren Sicht dieser vollkommen "uninformiert" automatenhaft denselben Satz wiederhole, dass es nämlich Österreichs Aufgabe sei, nachzuweisen, "dass eine Gefahr für die öffentliche Gesundheit oder die Homogenität des Bildungssystems vorliegt" und hieraus auf Grundlage der "Evidenz" der "gestörten Homogenität" [= 44% Deutsche im Medizinstudium] wütend geschlossen wird, dass Europa einfach gerne "kleine neutrale Länder" quälen würde, dann ...

... dann gründet Ulrich Vereine, und Broukal presst Entscheide. ... dann erinnert Figel' wohl nicht absichtslos an altmodische und längst vergangene Figuren wie Graf Leinsdorf und wird ein Europa freier Zugangsrechte und verschiebbarer Grenzen zur Räson gerufen und einem "unmodernen" Leichnam gemacht.

Was ist eigentlich "Homogenität des Bildungssystems"? Was sollte sie v.a. in Zusammenhang mit der "öffentlichen Gesundheit" (des Bildungssystems? - erstreckst sich der Genetivus auch auf den ersten Teil der Satzfügung?) sein? - "Unsere" PolitikerInnen haben die Antwort der Moderne rasch bereit: Gesundheit und Homogenität zeigt sich im Pass, in der nationalen Zugehörigkeit, in der gemeinsamen Sprachvariante, und einer gesunden geröteten, aber weißen Gesichtsfarbe. Die reicht natürlich nicht hin, um die deutschen Brüder und Schwestern vom Medizinstudium auszuschließen, auf welches sich das Bildungssystem hier begrenzt, so dass klarerweise eine Reihe anderer Bestimmungen mit müssen und Nationalität allein gesund machend ist.

Die Moderne lebt also nach wie vor, auch wenn sie medizinisch in Österreich ein wenig krankt. Abhilfe ist ja in Sicht, und auch Vertreter von "Multilingualismus" wie Ján Figel' unterliegen der gesunden Ansteckungsgefahr und zeigen Verständnis für die Pest geöffneter Uni-Grenzen. Da wäre es doch am besten, eine/n Abgeordneten für "spezielle Bildung, homogene Berufe und Monolingualismus" zu institutionalisieren.


Bild aus dem Dt. Ärzteblatt.

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