Bildung | Education - Part 6

posted by usha on 2005/07/09 10:46

[ Bildung | Education ]

Ich wollte es mir eigentlich verkneifen, aber nachdem ich unverbesserlicherweise beim Online-Standard auch die Leser/innenkommentare lese, bricht das Bedürfnis nach persönlicherer Stellungnahme durch.

Die Zulassungsbeschränkung zum Studium steht nun in Österreich vor der Tür, was hohe Wellen wirft, v.a. im Bereich Medizin. Seit Tagen konnte man da nachvollziehen, dass die Unipolitik auch zu einem Space of Identity umgemünzt wird, da die Sorge dahin geht, dass österreichische Studienplätze doch bitte auch in vorderster Front für Österreicher/innen gedacht sein sollen. Dr. med. Amedes Azis will vorwiegend Ärzt/innen für Österreich ausbilden und nicht Student/innen, die das Land wieder verlassen. Der von mir geschätzte Kommentar der Anderen hält zwar fest, dass erst jetzt (warum ist mir unverständlich) die Auseinandersetzung mit EU-weitem und nicht diskriminierendem Studium gegeben sei und kritisiert schwerstens die Reaktion der SPÖ, die in die - eigentliche? - nationale Kerbe schlägt:

Was liegt näher, als dass die SPÖ in die Bresche springt und "Vorrang für Österreichs Studierende" (Broukal) fordert? Das fügt sich gut in die generelle Linie des Nationalprotektionismus, mit der die SPÖ auf die derzeitige Krise der EU reagiert, und die der EU-Abgeordnete Bösch (SPÖ) "reaktionär" nennt.
Wo kein EU-Gleichberechtigungsbewusstsein vorhanden ist, wäre es zwar phänomenal, aber nicht zu erwarten, dass es von Österreich teilverwirklicht werden sollte. Es geht ja, v.a. am Bsp. des Medizinstudiums um die Deutschen, die auf österreichische Unis ausweichen, wenn sie den Zugang zu dt. Unis nicht erhalten haben. Dies ist mehr als deutlich in den Leser/innenreaktionen nachzulesen.

Wenn nun aber Deutschland nachgewiesenermaßen seine Probleme mit dem Numerus Clausus-Zugang hat, könnte dies ja nach einigem Überlegen zeigen, dass dieser sehr einfache und ohne Aufwand zu bewältigende Zugangsberechtigungsnachweis zu einem Studium nicht unbedingt der geeignetste ist. Noten und Fähigkeiten/Begabungen - ich schweige darüber und verweise auf die Studentenberatung an der Uni Wien bspw., die sich u.a. mit Prüfungsangst und Selbstzweifeln der Studierenden auseinandersetzt.

Kein Auswahlverfahren ist gerecht, lautet der Tenor im Standard, und so bleibt zu hoffen, dass die österreichischen Unis nach anderen Nachweisen als dem NC, die zur Studienzulassung führen, suchen.

Meine Utopie ginge zu einer funktionierenden Studienberatung vor Studienbeginn und studienbegleitend. Dies erforderte aber auch den Mut, einer Student/in konkret zu erklären, dass er/sie für ein bestimmtes Studium schlecht geeignet ist. Es erforderte auch die Mühe, sich mit den studentischen Persönlichkeiten und ihren Begabungen zu beschäftigen, mit ihnen zu arbeiten und zu forschen, Workshop-Strukturen einzuführen und kleine Studiengruppen zu bilden.


Am Rande: Als ich mich für das Doktoratsstudium in der Germanistik in Wien einschrieb - als Deutsche -, wurde von mir ein Nachweis gefordert, dass ich auch in Deutschland einen Studienplatz habe. Ich konnte ihn erbringen, um dann von ganz anderer Stelle zu erfahren, dass dieser auf Grund eines 20jährigen Gleichstellungsabkommens völlig überflüssig ist.


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