Call for Papers-Call for Applications - Part 8

posted by usha on 2005/02/18 17:35

[ Call for Papers-Call for Applications ]

Das Symposium "Deutsch in multilingualen Stadtzentren Mittel- und Osteuropas" vom 15.02. bis 17.02.2006, wird im Rahmen des Projektes ''Franz Kafka im mitteleuropäischen sprachlichen und kulturellen Kontext'' veranstaltet und wird von der Fritz Thyssen Stiftung gefördert.

Es widmet sich der Rolle der Varietäten des Deutschen im ausgehenden 19. und
angehenden 20. Jahrhundert in einer Umgebung, die einerseits von Migration,
andererseits von Bilingualismus und Sprachenwechsel geprägt war. Angestrebt wird - v.a. vor dem Hintergrund der Kafka-Forschung und der Erforschung des Deutschen in den jüdischen Enklaven - ein Vergleich der Situation in den verschiedenen
Stadtzentren (Praha/Prag, Bratislava/Preßburg, Riga, Lódz/Lodsch, Kraków/Krakau,
Budapest, Wroclaw/Breslau, Lvov/Lemberg, Odessa, Wien u.a.).

Die Eigenart von Kafkas Stil wurde bis vor kurzem einerseits durch die ''Sprachverarmung'' und den ''Sprachverfall'' der ''sterilisierten Ghettosprache'' bzw. die ''Sprachinselsituation'' der deutschen Enklave in Prag, andererseits durch den ''jüdischen Tonfall'' des Prager Deutsch erklärt, das von
Kafka gesprochen worden sein soll. Die deutsche Sprache in Prag, das vor 1918
Sitz wichtiger deutsch geprägter Verwaltungsinstitutionen war und auch nach 1918 immer noch Sitz von über Böhmen hinaus wahrgenommenen Bildungs- und
Kulturinstitutionen wie der Deutschen Universität oder der Presseorgane wie
Prager Tagblatt geblieben ist, befand sich dabei seit dem späten 19. Jahrhundert
immer deutlicher in einer Kontaktsituation mit dem Tschechischen. Dies wird etwa
im Haushalt der Familie Kafka oder am Sprachverhalten des Versicherungsbeamten
Franz Kafka sichtbar, der ab 1918 im Amt zum Tschechischen als Amtssprache zu
wechseln hatte. So wird die Rolle der tschechischen Kultur und der tschechischen
Sprache in Kafkas Schaffen und Sprachgebrauch seit kurzem neu hinterfragt,
genauso wie die Varietäten des Deutschen und deren Stellenwert in der sprachlichen Situation in Prag, und zwar nicht nur im Hinblick auf Franz Kafka, seine Familie und seinen Freundeskreis, sondern auch im Hinblick auf die jüdische Enklave in Prag, die einerseits von der Migration, andererseits von
Bilingualismus und Sprachenwechsel geprägt war. Diesen Fragen geht auch das
Symposium ''Deutsch in multilingualen Stadtzentren Mittel- und Osteuropas'' nach; es stellt sie allerdings bewusst in einen breiteren Kontext. Denn vergleichbare, wenn auch im Einzelnen anders akzentuierte Fragestellungen ergeben sich im ausgehenden 19. und angehenden 20. Jahrhundert auch für andere multilinguale Stadtzentren Mittel- und Osteuropas wie Bratislava/Preßburg, Riga, Lódz/Lodsch, Kraków/Krakau, Budapest, Wroclaw/Breslau, Lvov/Lemberg, Odessa oder Wien. Ein Vergleich der verschiedenen Stadtzentren kann nicht nur den Blick für das Deutsche in den genannten Stadtzentren schärfen; er liefert vielmehr auch einen wesentlichen Beitrag sowohl zur Kafka-Forschung und zur Erforschung des Deutschen in den jüdischen Enklaven Mittel- und Osteuropas, das von der
sprachwissenschaftlichen Seite bisher eher vernachlässigt wurde, als auch zur
Stadtsprachen- und Varietätenforschung.

Um Anmeldung deutscher oder englischer Referate (mit Abstract) wird zum 01.05.2005
unter folgender Adresse gebeten:

Universität Regensburg
Bohemicum Regensburg-Passau
Prof. Dr. Marek Nekula
D-93040 Regensburg
Tel.: +49 / 941 / 943 / 3525, 3526
Fax: +49 / 941 / 943 / 1861

Email: Marek Netula

Uni Regensburg

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