Fokus: Ungarn - Focus: Hungary - Part 2
posted by SHorváth on 2005/07/13 02:30
[ Fokus: Ungarn - Focus: Hungary ]
Es zahlt sich immer wieder aus auf die seit 2002 bestehende Website Making of Europa zu klicken, wenn man sich schon mal im Vorfeld über aktuelle Produktionen im Großraum Europa informieren möchte, sich für deren Entwicklungsgeschichte oder die Motivation und Arbeit der beteiligten Filmleute begeistern kann. Dadurch lässt sich ein Einblick in die Dreharbeiten von low- und medium-budgetierten Filmkostbarkeiten gewinnen, der auch den Sinn und Zweck in sich birgt, eine möglichst frühe promotion dieser Filme bereits während der Drehphase zu gewährleisten. Zur Auswahl steht eine Serie von kurzen Interviews, die neben der Textform in einer 90 Sekunden Sequenz (im Real Player) abrufbar ist. Die Filmcrew gibt darin ein persönliches statement über das making of ab und lässt hinter die Kulissen blicken - so auch hinter die des ungarischen Filmschaffens.Der gefeierte, in Cannes im Rahmen der Sonderreihe Un certain regard gezeigte Film Johanna von Kornél Mundruczó erzählt die Jean d´Arc–Legende in die Gegenwart projiziert. Die Geschichte handelt von einer jungen Drogenabhängigen, die nach einem Unfall in ein tiefes Koma fällt und von den Ärzten auf wundersame Weise wieder ins Leben zurückgeholt wird. Berührt von Gnade, stellt Johanna ihren Körper den Mitpatienten zur Verfügung, um sie dadurch zu heilen. Der Oberarzt, der über Johannas stetige Ablehnung ihm gegenüber erzürnt ist, verbündet sich mit dem Krankenhauspersonal, das seinerseits empört über ihr Verhalten ist, und sie beginnen sich gegen sie zu stellen. Die dankbaren Patienten schließen sich jedoch ihrerseits zusammen, um sie zu beschützen…
Eine großartige Filmoper zur Passion der Jean d´Arc.
Die Background-Informationen dazu sind auf Making of Europa abrufbar.
Nun ein Kino-Tipp:
2002 drehte Kornél Mundruczó seinen ersten Kinospielfilm mit dem Titel Szép napok (Schöne Tage). Im Zentrum der düsteren Geschichte, die in der ungarischen Provinz spielt, steht der arbeitslose Mechaniker Peter. In seinem Leben spielen zwei Frauen eine Rolle: Seine Schwester Maria, die in einer Wäscherei arbeitet und die junge Maya, die ihr Baby an Maria verkauft hat. In dieser trostlosen Umgebung vergiftet ein Widerspiel von Begehren und Frustration nach und nach die Beziehungen zwischen den Protagonisten.
Dieser Film wurde mehrfach preisgekrönt, so u.a. in Locarno mit dem Silbernen Leoparden.
- Gänzlich unsentimental, unterkühlt und um Distanz ringend ist der Blick, den der Film auf seine Figuren und ihre Lebenswelt wirft. Eine stille Entrücktheit herrscht hier vor, die mit farbdramaturgischen Mitteln noch verstärkt wird: Blau in unterschiedlichsten Schattierungen dominiert, kontrapunktisch zu der drückenden Hitze, die über dem Land liegt und ähnlich wie in Ulrich Seidls HUNDSTAGE auch hier die Menschen zwischen Erstarrung und affektiven Handlungen pendeln lässt. (Dominik Kamalzadeh)
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