Bildung | Education - Part 17
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Der Vorabdruck von wissenschaftlichen Beiträgen auf Kk.rev ist eine schöne Sache, da die Verfertigung eines griffigen Buches ja immer eine Weile auf sich warten lässt. So konnte auch ein weiterer Beitrag von mir, der sich Postkolonialismus zwischen Border-Gnosis und Institutionalisierung zuwendet, gestern unter den theoretischen Beiträgen dort veröffentlicht werden. Im Laufe des restlichen Jahres wird er zudem erscheinen in: Karin Harrasser, Sylvia Riedmann, Alan Scott (Hg.): Politik der Cultural Studies – Cultural Studies der Politik. Wien: Turia + Kant 2006 (Kultur. Wissenschaften 12), pp. 118-133.Die Frage, die den Text konstant durchzieht, ist diejenige nach dem Sprachen und dem Ort des Sprechens in dem großen Feld von "Postkolonialismus". Eingeleitet wird dies durch eine kurze Analyse der Text-Debatte zwischen Markus Reisenleitner und Clemens Ruthner anlässlich der Postokolonialismus-Reihe auf Kk.rev. Dabei kristallisiert sich Ruthners Stimme als repräsentativ für eine heterogene Sammlung an Beiträgen und Stellungnahmen heraus, Reisenleitners Stimme als "kritisches Gewissen" und Exeget, während Homi K. Bhabhas Stimme als eine Art von wahres Wort im Hintergrund formurmelt. Alle anderen vielfältigen Stimmen bleiben ungehört, werden ausgeblendet.
Dass dabei eine Schieflage entsteht und exemplarisch eine Parodie von "Gnosis" vorgeführt wird - die richtige Erkenntnis ist nur den ganz Vereinzelten möglich - wird nach dieser kurzen Einleitung in allgemeinerem Rahmen diskutiert. Der Begriff der "Border-Gnosis" (Walter Mignolo) bezeichnet zwar das Wissen, das aus den Grenzländern kommt und an den Grenzen erworben wurde, es streift jedoch nicht ungewollt auch an die religiöse Bewegung der Gnosis an. Die aber ist von vornherein elitär gezeichnet und legt mehr Wert auf Exklusions- als auf Inklusionseffekte.
Dies im Hinterkopf behaltend, plädiert der Artikel für eine kluge Abkehr von der bloßen Avantgardenhaltung und für die institutionalisierte Schaffung möglichst vieler und divergierender Räume für eine große Stimmenvielfalt, die zusammengenommen ein Kompendium der Postcolonial Studies ergeben. Dabei vertraut - im Gegensatz zu den VerfechterInnen der strengen Border Gnosis - der Beitrag auf die Grenzen aufbrechende Kraft solcher heterogener Wissensräume und -praktiken gegenüber der Akademia. Deren "Zähmungs-" und Eingrenzungsversuchen des Kanonisierungsapparates von Institution, Lehre, Vermittlung und Anwendung ausreichend sollte so entgegenwirkt werden können.
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