Political (In)Correctness

posted by ush on 2007/12/25 12:06

Political Correctness regiert ja schon länger die angloamerikanische Welt und wurde auch bereits intern wie extern, heftig und sarkastisch kritisiert. Ich selbst fand sie, solange ich in Kanada lebte, gegenüber einem gewissen österreichischen Zwang zur schlechten Laune ja sehr angenehm, nützlich und hilfreich. Wie ärgerlich sie aber doch werden kann, geradezu beleidigend und bevormundend, zeigt Winfried Garschas in der neuen Themenkategorie Verbotene Worte veröffentlichter Essay über Namensgebung und Namensverlust.

Der Verlust des Namens, so führt Garscha aus, ist nun an und für sich nichts so sehr Besonderes auf der Welt - zumindest nicht für den weiblichen Teil der Menschen. Männern gebührte bislang das Privileg ihres Namens, sogar transkulturell gesehen, wohingegen Frauen spätestens mit der Heirat gewöhnlich ihren Namen aufgeben müssen. Diese Form des Namensverlustes hat nun nichts mit Political Correctness zu tun, sondern mit gesellschaftlichem Zwang. Auch Fälle des politischen Zwangs, der andere Ethnien ihrer Namen beraubt nennt Garscha; am eindrucksvollsten ist wohl der Fall Bulgarien: Türkische BürgerInnen "durften" in die Türkei ausreisen, um ihren Namen zu bewahren; andernfalls - im Fall des Verbleibens auf bulgarischen Staatsgebiet - musste er aufgegeben und gegen einen bulgarischen Namen eingetauscht werden.

Dies Beispiele führen weg und wieder hin zu einer neuen Form des Namensraubs, den eben die automatisierte Political Correctness voran treibt. Über die inneren Zensurprogramme öffentlicher, userorientierter Websites wie eBay, Hotmail etc. wurde des Autors Name zielsicher als ein solcher, der eine Obszönität, das menschliche Hinterteil, durch den elektronischen Vorhang der PC schmuggeln will, entdeckt und dingfest gemacht.

Der Griff zum Pseudonym oder das Auswandern auf einen spanischsprachigen oder französischsprachigen Server empfindet der Autor nachvollziehbarer Weise als Zumutung. Name und Idendität wachsen nun einmal durch ein Leben hindurch zusammen. Ob man seinen Namen mag oder nicht, spielt dabei überhaupt keine Rolle; die Benutzung und Einübung, die zahlreichen Sprechakte, die unter jemandes Namen vollzogen werden, sollten von elektronischen Zensoren der Muttersprache unantastbar sein.


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