Projekte | Projects - Part 5

posted by usha on 2007/05/15 08:32

[ Projekte | Projects ]

Das Forschungsprojekt Agrarismus in Ostmitteleuropa 1880 - 1950 wurde durch die VolkswagenStiftung in Hannover bewilligt. Koordiniert wird es von:
Dipl.-Kuwi. Angela Harre
Europa Universität Viadrina
Lehrstuhl für Vergleichende Europäische Wirtschafts- und Sozialgeschichte
PF 1786
15207 Frankfurt (Oder) - Deutschland
Tel.: +49 - (0)335 - 55 34 22 94
Email: harre@euv-frankfurt-o.de

Seit dem 1. Mai 2007 fördert die VolkswagenStiftung ein Forschungsprojekt, das den Agrarismus im ostmitteleuropäischen Geschichtsraum untersucht. Der Agrarismus wird hier als eine Ideologie verstanden, die die Landwirtschaft als die entscheidende Produktionssphäre und die Dorfgemeinschaft als die Zelle der gesellschaftlichen und staatlichen Struktur ansieht. Sie konnte sich in den Agrargesellschaften des östlichen Europas dauerhaft und nachhaltig entfalten und prägte sowohl die Wirtschaftskultur als auch die Ideologien und die politischen Strömungen der Region in besonderem Maße.

Der Agrarismus in Ostmitteleuropa entwickelte sich aus den verspäteten und gebrochenen Modernisierungsprozessen seit dem Ende des 19. Jahrhunderts. Die Auseinandersetzungen um den Marktzugang prägten den Agrarismus dort, wo kapitalistische Verhältnisse schon entwickelt waren, wie in den böhmischen Ländern, im preußischen Polen und in Ungarn. In den kaum industrialisierten Gesellschaften im Osten der Großregion orientierten sich die Bewegungen eher an der Bewahrung der marktfernen bäuerlichen Familienwirtschaft und der traditionellen Dorfgemeinschaften.

Während der Zwischenkriegszeit erlebte der Agrarismus den Höhepunkt seiner Entwicklung mit dem Einzug verschiedener Bauernparteien in Regierungen und Parlamente. Sein Niedergang setzte ein, als sich die Bauern nach der Weltwirtschaftskrise rechtsautoritären Ideologien zuwandten.

Die endgültige Entmachtung der Bauernparteien erfolgte im Zusammenhang mit der sozialistischen Transformation und der Einführung des sowjetischen Modells stalinistischer Industrialisierung, die die Kollektivierung der Landwirtschaft zur Folge hatte.

Das Forschungsprojekt will Politik, Ideologie und Kultur des Agrarismus untersuchen und versucht zum ersten Mal in der europäischen Historiographie eine systematische und transnationale Analyse. Das Ziel sind monographische Studien, für deren Ausarbeitung bzw. Betreuung erstrangige ostmitteleuropäische Forscher gewonnen wurden, wie András Vári (Miskolc), Miroslav Hroch (Prag), Wlodzimierz Medrzecki (Warschau) und Bogdan Murgescu (Bukarest).

Als Betreuer weiterer Studien ostmitteleuropäischer Forscher wirken Keith Hitchins (Illinois) und Klaus Roth (München).

Zwei weitere Monographien werden von Nigel Swain (Liverpool) zum Ende des Agrarismus im Zuge der sozialistischen Transformation und Angela Harre (Frankfurt/Oder) zur Ideologiegeschichte des Agrarismus verfasst.

Eine Konferenz wird voraussichtlich im Juli 2009 die Ergebnisse in den Kontext der internationalen Forschung stellen.
Das Forschungsprojekt wird an der Forschungsstelle für Wirtschafts- und Sozialgeschichte Ostmitteleuropas durchgeführt, die am Lehrstuhl für Vergleichende Europäische Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) angesiedelt ist.

Projektleiter sind Prof. em. Helga Schultz (Frankfurt / Oder), Dr. Uwe Müller (Frankfurt / Oder) und Dr. András Vári (Miskolc). Bei weiteren Fragen steht Ihnen die Koordinatorin des Projektes Angela Harre gern zur Verfügung.


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