Geisteswissenschaften - Part 2
[ Geisteswissenschaften ]
In der NZZ vom 5. Mai findet sich ein äußerst interessanter Artikel: Hans-Jörg Rheinberger stellt Überlegungen Über die Kunst, das Unbekannte zu erforschen an.Zunächst ist auffällig ungewöhnlich, dass hier tatsächlich im besten Sinne transdisziplinäres Denken vorliegt. Im positiven Sinne bildet für Rheinbergers Überlegungen die Philosophie die traditionelle Schnittstelle zwischen natur- und geisteswissenschaftlichem Denken.
Anlass für eine kurze Philosophie der experimentellen Suchbewegung, bei der Man nicht genau [weiss], was man nicht weiss, bildet der Anfang der Genforschung aus den 1960er Jahren. Systemtheorie, die Suchbewegung der Neugierde, das Grenzen setzen durch Apparaturen und Technologie einerseits und durch systemisches Verhalten andererseits verlinken Experimentalanordnungen in der Molekularbiologie mit jener in den Geisteswissenschaften.
Das Schreiben selbst bildet hier die Versuchsanordnung, das schreibende Denken und Sondieren. Dies ist ein Gedanke, der im Rahmen von écriture-Forschung zwar seinerseits nicht vollkommen neu ist, mir jedoch in Rheinbergers Kontext umso besser gefällt.
Das Paradox von GeisteswissenschaftlerInnen, die nicht schreiben können und/oder wollen, machte mir stets zu schaffen, nicht nur weil ich selbst mich im Schreiben weit mehr zu Hause fühle als im Reden. Verknüpfungen, die Auflösung von Knoten, Parallelen und Koinzidenzen, Schnittflächen und Auseinanderbewegungen von Fakten, Sätzen, Vorstellungen, Meinungen ergeben sich und "schreiben sich fest" - so erfuhr ich das - nicht bereits vor dem Bildschirm oder Papier, sondern in der suchenden Schreibbewegung.
Woraus auch wieder zu schließen wäre, bildungspolitisch und universitätspolitisch: Gebt uns mehr Zeit für unsere Experimentalsysteme.
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