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Anton Holzer, Ausstellungskurator, Publizist und Herausgeber der Zeitschrift "Fotogeschichte", trägt kommende Woche, am 17. Oktober, am IFK vor: "Unter dem Galgen. Schaulust und Gewalt in Kriegsfotos aus dem Ersten Weltkrieg".

Anton Holzer beschäftigt sich schon seit Längerem mit der Fotografie im WK I, wie sie eingesetzt wird, was sie repräsentieren soll, ihrem Bedeutung konstruierenden und/oder referierenden Charakter. Über die Fotografien, deren einige hier einsehbar sind, erschließt sich auch eine veränderte Sicht auf die Dimensionen des WK I. Auf "Kakanien revisited" hat Anton Holzer dazu einen längeren Forschungsüberblick veröffentlich.

Sein Abstract zum Vortrag am 17. Oktober, der in kondensierter Form die bereits dort vertretenen Thesen aufnimmt, lautet folgendermaßen:

Die Folterbilder aus Abu Ghraib lösten Entsetzen aus und führten zu einer Reihe von Fragen: Wie sind solche Fotografien zu deuten? Sind derartige Bilder aus der Kriegsgeschichte bekannt? Anhand einer Auswahl von Hinrichtungsfotos des Ersten Weltkriegs aus Ost- und Südosteuropa fragt der Vortrag danach, welche Rolle das Medium der Fotografie in der Inszenierung der kriegerischen Gewalt spielt. Karl Kraus, der sich eingehend mit solchen Bildern beschäftigte, fiel auf, dass viele der Schaulustigen nicht auf ihr Opfer, sondern in die Kamera blicken. Er legt die Koordinaten eines abgründigen Schauspiels frei, das darin besteht, im Kreis der Gewalttat zu stehen und sich dabei fotografieren zu lassen. Er benennt die Protagonisten dieses voyeuristisch-sadistischen Dreiecks: die lachenden Täter, ihr gedemütigtes Opfer - und die Kamera.

Angesichts der konstatierten Schaulust und Inszenierungswut hat sich bereits im WK I die zu großen Teilen bis heute gültige 'Ästhetik' der Kriegsfotografie und -berichterstattung herausgebildet, die mehr eine individuelle (auf ein inszeniertes Individuum vor der Kamera bezogene), denn eine dokumentarische 'Ästhetik' ist.

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Der Vortrag findet am 17.10.2005 um 18 s.t. im IFK, Reichsratsstr. 17, 1010 Wien, statt.