Die Arbeitswelt im Wandel - Part 15

posted by usha on 2006/02/16 09:48

[ Die Arbeitswelt im Wandel ]

In Dortmund findet vom 23. bis zum 25. März 2006 eine Konferenz zu "Arbeit – Kultur – Identität". Zur Transformation von Arbeitslandschaften in der Literatur statt.

Das vollständige Programm mit Kontaktadressen und Links findet sich auf H | Soz | U | Kult. Hier die Beschreibungen der Gesamtkonferenz wie der einzelnen Panels:

Massenarbeitslosigkeit und ein rasanter Abbau von Industriearbeitsplätzen kennzeichnen den tiefgreifenden gesellschaftlichen Wandel der letzten Jahre. Sie erfordern die Entwicklung eines neuen Verständnisses von Arbeit und Arbeitsbiografien eines anderen Verhältnisses zu ihnen. Literatur und Kunst können dazu einen wichtigen Beitrag leisten, denn sie reflektieren und verarbeiten auf besondere Weise menschliche Erfahrungen.

Die Darstellung von Arbeit in der Literatur, insbesondere in der Arbeiterliteratur, war und ist einer der Sammlungsschwerpunkte des Fritz-Hüser-Instituts. Die Literatur der Arbeitswelt hat Arbeit als Faktor gesellschaftlicher Desintegration genauso thematisiert wie die Phänomene von Arbeitslosigkeit und Arbeitsverweigerung. Damit bieten die Bestände des Instituts eine exzellente Basis dafür, die Arbeitsproblematik bis in die Gegenwart weiterzuverfolgen.

Mit dem Verlust der industriellen Arbeit im Strukturwandel ist weder die Arbeit noch die Notwendigkeit des Nachdenkens darüber verschwunden. Kernfragen des Symposions sind:

  • Welche Rolle spielten und spielen Literatur und Kunst der Arbeitswelt in der Bildung und Abgrenzung von Gruppenidentitäten?
  • Welchen Beitrag können sie dazu leisten, die derzeitigen Veränderungen in der Arbeitswelt zu begreifen?
  • Wie sollten die notwendigen Parameter zur Anregung eines aktualisierten Diskurses über Arbeit in der Literatur aussehen?

Sektion 1: Arbeit in der Literatur
Arbeit ist vielleicht kein Topthema der schönen Literatur wie die Liebe oder der Tod es sind. In bestimmten historischen Epochen gerät Arbeit – wie auch die Figur des Arbeiters, seltener der Arbeiterin – dann aber doch ins Visier der Literatur. Das gilt in besonderem Maße für die Weimarer Republik, der klassischen Phase industrieller Produktion, zugespitzter Klassenauseinandersetzungen und wachsender Arbeitslosigkeit. Wie ist die Literatur dieser Zeit, insbesondere die proletarische Literatur, mit den Themen Arbeit, Arbeitslosigkeit und Arbeitsverweigerung umgegangen? Wie geht die Gegenwartsliteratur in Deutschland damit um? Ist - nach Bestrebungen der Gruppe 61 und des Werkkreises Literatur der Arbeitswelt in den 1960er und 70er Jahren - Arbeit heute überhaupt noch Thema von Literatur? Wie wird sie dargestellt? Welche "Arbeits-Perspektiven" tun sich womöglich auf?

Sektion 2: Arbeiterkultur nach dem Zweiten Weltkrieg
Die Förderung schreibender, malender und singender Arbeiter erfuhr in den 1950er Jahren in beiden deutschen Staaten einen enormen Aufschwung. Im Osten wurde sie in den sozialistischen Aufbruch integriert, im Ruhrgebiet in den Aufbau einer neuen Revierkultur, an der viele gesellschaftliche Kräfte wie Gewerkschaften, Unternehmen und Kommunen mit je eigenen, teilweise aber auch gemeinsamen Interessen mitwirkten. Ziel der Sektion ist es, einen vergleichenden Einblick in die Entwicklung neuer Formen von Arbeiterkultur nach dem Zweiten Weltkrieg herauszuarbeiten, dabei Akteure, Zweckbündnisse und Intentionen sichtbar zu machen und damit nicht zuletzt die Literatur der Arbeitswelt in einem größeren kulturellen und kulturpolitischen Kontext zu stellen.

Sektion 3: Arbeit und Identität
Arbeit dient der Identitätsbildung und war in der Vergangenheit trotz ihres ausbeuterischen und zerstörerischen Charakters eine klassenintegrierende Kraft. Gleichzeitig trennt die Abwesenheit von Arbeit, sei es durch Arbeitslosigkeit oder durch bewusste Arbeitsverweigerung, die Arbeitenden von den Arbeitslosen. Die Entwicklung von Arbeit und Arbeitsethos ist in Deutschland aktuell durch das Verschwinden ganzer Arbeitsbereiche gekennzeichnet. Dies riss die Menschen aus ihren tradierten kulturellen Zusammenhängen und veränderte die sozialen Strukturen. Im Mittelpunkt der Sektion steht der Zusammenhang von Arbeit und Identität in literarischen Texten aus unterschiedlichen sozialen Kontexten und Epochen.

Sektion 4: Autobiografie und Migrantenliteratur
Die autobiografische Literatur, in den letzten Jahrzehnten erweitert durch die Erinnerungsliteratur von Migrantinnen und Migranten ist ein wichtiger Bestandteil der Literatur der Arbeiterbewegung. Ihr Kennzeichen ist das Spannungsfeld von persönlichem Erleben und literarischer Wirklichkeitsverarbeitung. Vor dem Hintergrund der erzählten Lebensgeschichte werden aktuelle Krisensituationen gedeutet und im Hinblick auf zukünftige Handlungsperspektiven erörtert. Krisen ergeben sich gerade in den industriellen Ballungsräumen aus der Forderung nach Mobilität und dem damit verbundenen Verlust von Heimat. Die Sektion fragt nach literarischen Verfahren und Symbolen in der autobiografischen Literatur der Arbeitswelt sowie der Vagabunden- und Migrationsliteratur.


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