Filmrestaurierung - Film restoration
[ Filmrestaurierung - Film restoration ]
Welchen essentiellen Stellenwert eine enge europaweite Kooperation von Filminstitutionen im Filmrestaurierungs- und Filmarchivierungsgeschehen hat, war während der letzten Jahre kontinuierlich zu beobachten. Insbesondere den ungarischen Stummfilm ins Augenmerk fassend, mit dessen erhaltenem und wiederentdecktem Oeuvre sich das Ungarische Filmarchiv in Budapest befasst, möchte ich die Pionierarbeit, die auf diesem Gebiet vollbracht wird, in aller Deutlichkeit hervorheben. Und Neu- bzw. Wieder-Entdeckungen gab es in jüngster Vergangenheit einige - auch in Österreich.
Ein solch einzigartiger Fund eines verschollen geglaubten bzw. nur in Expertenkreisen als existent vermuteten Stummfilms, wie es sich im Falle des ungarischen Spielfilms Rabmadár (Achtung! Kriminalpolizei!) des Meisterregisseurs Pál Sugár aus dem Jahre 1929 zutrug, zeigt allein schon hinsichtlich des eminenten historischen Wertes deutlich auf, welches bedeutsame Ausmaß das kooperative Zusammenwirken auf diesem Gebiet, gerade auch mit Osteuropa, einnimmt. Die eben genannte Entdeckung bewirkt beispielsweise, dass die Zwanzigerjahre, die als die "schwarze Periode" in die ungarische Filmgeschichte eingegangen sind, neu zu bewerten sein werden.
In restaurierter Fassung wurde dieser Film vor einem Jahr im Metro-Kino im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Faszination Filmarchivierung" des Filmarchiv Austria vorgeführt.
In den letzten Monaten waren es zwei österreichische Stummfilme, die aus dem jahrzehntelangen Dornröschenschlaf in ausländischen Sammlungsstätten den Weg ins heimische Filmarchiv zurückgefunden haben.
Der bislang als verschollen gegoltene, erste abendfüllende Mozart-Spielfilm mit dem Titel Mozarts Leben, Lieben und Leiden aus dem Jahre 1921 wurde in einem italienischen Privatmuseum wieder gefunden. Regie führte Otto Kreisler, Josef Zetenius ist als Mozart zu sehen, Dora Kaiser als Konstanze Weber.
Derzeit erfolgt im Filmarchiv Austria die Sichtung des Materials, danach wird über Restaurierung und mögliche Formen der Veröffentlichung im Rahmen des Mozartjahres 2006 entschieden. (FA Austria)
Im National Film and Television Archive London konnte kürzlich eines der bedeutenden Pionierfilme der österreichischen Filmgeschichte identifiziert werden. Der Film Speckbacher aus dem Jahre 1912 zählt zu den ganz wenigen überlieferten österreichischen Spielfilmen vor 1914 und gilt mithin als der älteste österreichische Monumentalfilm. Hergestellt unter Beteiligung von etwa 2.000 Statisten, den Schauspielern der Exl-Bühne und unter Verwendung von teilweise originalen Ausstattungsgegenständen inszenierte der Regisseur Pierre Paul Gilmanns den Befreiungskampf der Tiroler gegen die französische Besatzung.
Die Restaurierung des historischen Nitropositivs wird noch 2005 abgeschlossen. Der Film ist komplett erhalten und mit den für die Zeit typischen monochromen Einfärbungen überliefert. (FA Austria)
Rabmadár (1929)
1 Attachment(s)
< previous Posting next >
Topic next >>
Antworten
Eine Verständnisfrage: Weshalb "schwarze Periode" für die 20er Jahre des ungarischen Films? (Meine selbstgestrickte Erklärung im Kausalzshg. mit dem Horthy-Regime dürfte wohl zu einfach zu sein.)
Als nach dem 1. WK die zweite Generation Filmschaffender nachrückte, verzeichnete Ungarn eine prosperierende Filmwirtschaft und reihte sich an die fünfte Stelle der Film produzierenden Länder. Nach dem Scheitern der Räterepublik schlossen sich auch die großen Filmkünstler der Emigrationsflut in Richtung Westen an. Doch nicht allein der Mangel an diesen Fachleuten trug zum Bankrott der Filmindustrie bei, sondern auch die kurz zuvor vollzogene Verstaatlichung der Filmgesellschaften. Die Verleihfirmen wurden fortan gestärkt, ausländische Filme überfluteten die Filmlandschaft und eine stark geschrumpfte, populär orientierte Filmproduktion trieb die Krise voran.