SEE Vienna and the Balkans - Part 4

posted by sab on 2006/05/02 15:40

[ SEE Vienna and the Balkans ]

Es wird höchste Zeit, daß dieses Weblog aus seinem (ihrem?) tiefen Winterschlaf erwacht – glücklicherweise findet gerade das Balkan Fever Festival statt. Wer trotz Frühlingswetter keine Zeit und Lust hat, das Haus zu verlassen: hier gibt es etwas zu lesen zum Thema Weltmusikwunder Wien.

Und außerdem wollte ich auf zwei Konzerte im Rahmen des Balkan Fever Festivals hinweisen:

Armend Xhaferi & Marimanga Group

Panbalkanischer Gitarrenjazz

(Kosova/Bosnien & Hercegovina/Kroatien/Slowenien)






Schon eine Woche, bevor Armend Xhaferi aus Prishtina als Gitarrist der Nenad Vasilic Balkan Band auftreten wird (CD-Präsentation am 12. Mai im Porgy & Bess), präsentiert er im Ost Klub seine eigene CD.

Es wird Zeit, dass dieser erst 29-jährige Künstler auf der E-Gitarre einem größeren Publikum vorgestellt wird, nicht allein deshalb, weil er seine Kompositionen größtenteils auf albanischer Tradition baut und dem Balkan-Jazz somit eine wichtige kulturelle Injektion verpasst, sondern weil sein unverwechselbarer Spielstil jenseits aller ethnischen Bindungen eine Klasse für sich darstellt. Armend fand in der Hauptstadt des Kosovo (alb.: Kosova) früh Anschluss an die dortige Rockszene, verschrieb sich mehr und mehr dem Jazz und landete – wie so viele junge Jazz-Musiker Ex-Jugoslawiens – Mitte der 90er Jahre an der Universität für Musik und Darstellende Kunst in Graz. Dort avanciert er zum gefragten Sessiongitarristen, wird Mitglied der bereits erwähnten Nenad Vasilic Balkan Band, von Laurie Antoniolis Foreign Affairs und der Erik Rothenstein Band. Und beginnt seine eigenen musikalischen Visionen umzusetzen. Engster musikalischer Partner ist ihm dabei Enes Seferovic, eine der wichtigsten Säulen der Jazzszene von Sarajevo und Gründer der Bands Happy End und Minority. Komplett ist seine Marimanga Group mit Berkelee-Absolvent Jure Pukl (selbst Leader diverser Bands) und Marco Quarantotto aus Pula, Istrien (bekannt u.a. als Drummer von Tamara Obrovac’ Transhistria Ensemble).

Für seine CD „Marimanga Trio“, vor einem Jahr bereits in Sarajevo eingespielt, konnte er den bedeutendsten „Vater des Balkan Jazz“, Bojan Zulfikarpasic, gewinnen.

Wenn er nicht gerade John-Coltrane-Standarts in 7/8-Takt transferiert, legt er selbst Zeugnisse seiner kompositorischen Phantasie ab und besticht mit ebenso kunstvoller wie leichtfüßiger Technik, die – bei allem Hinken und Hatschen der Vergleiche – nicht weit von einem orientalisierten John Scofield entfernt ist.





Samstag, 6. Mai 2006

21.30 Uhr


OST KLUB

Und noch ein zweiter:

Nenad Vasilic Balkan Band

„Honey & Blood“ – CD-Präsentation

(Serbien & Montenegro/Kosova/Bulgarien/USA)






"There's a palpable sense of joy in the face of great sorrow, optimism despite a series of crushing defeats, and a real beauty that can be terrible and magnificent simultaneously."
Jazz Steps

Balkan Jazz ist ein junges Phänomen und nennt einige stolze Mütter und Väter sein Eigen. Tatsache ist jedoch, dass wir gerade der ersten Generation dabei zusehen, dieses musikhistorische Ereignis zur Welt zu bringen. Nenad Vasilic ist einer seiner jüngsten Väter.

1975 in Nis, Südserbien, geboren, durchlief der Komponist und Kontrabassist Nenad Vasilic die dortige Musikhochschule und absolvierte später das Jazzstudium an der Musikuniversität Graz. Auftritte mit Mark Murphy, Sheila Jordan, Steve Gut und vielen anderen „Namen“ des internationalen Jazz.

Jahrelang erforschte er akribisch die vielfältigen Traditionen seiner Heimat, serbische und mazedonische Lieder und Tänze, bosnische Liebeslieder (Sevdalinke), Musik der Roma und solche zeitgenössischer Singer/Songwriter wie der ebenfalls aus Nis sstammenden Gypsy-Legende Saban Bajramovic. 1998 schließlich gründete er in Graz seine „Balkan Band“, mit der er selbstbewusst dem US-Kanon trotzte und einen unverwechselbaren Stil kreierte, der südosteuropäische Musik behutsam mit Jazz vermählt.

Sein unstillbares Interesse führte Nenad auch in bulgarische Bands wie Orfej und das Martin Lubenov Orkestar oder in die Wiener World-Institution Dobrek Bistro.

Mit seiner „Balkan Band“ indes schöpft Nenad immer tiefer aus dem Brunnen balkanischer Tradition und wagt sich stets weiter ins Neuland der adaptiven Möglichkeiten vor. Dabei experimentiert er auch mit Vierteltönen, südamerikanischen und orientalischen Rhythmen und Sounds und arbeitet unermüdlich daran, mit den Mitteln des Jazz noch weiter in den molekularen Kern des Balkan-Soul vorzudringen, wodurch sich vor allem sein sensibles Bassspiel auszeichnet - qualvoll schwermütig und fröhlich leger in einem Takt, ja in einem Ton.

Dominierte bei den ersten beiden Werken der „Balkan Band“, „Folk Songs“ und „Joe Jack“, eher ein melancholisches, nachdenkliches Temperament, so strotzt Nenad Vasilics neue CD „Honey & Blood“ vor Optimismus und Lebensbejahung, gleicht einem sonnigen Morgen nach Jahren der wütenden Stürme und des rastlosen Suchens - kein Happy End, sondern ein hoffnungsvoller Schritt vorwärts in der Evolution des Balkan Jazz, den als kraft- und saftvolles Genre zwischen Euro- und Oriental Jazz zu etablieren Nenad Vasilic seinen unschätzbaren Beitrag leistet. Auf „Honey & Blood“ gastierten übrigens Martin Lubenov und der Kaval-Virtuose Nedyalko Nedyalkov – mit seiner Band IKADEM am 30. April im Porgy & Bess.

Hochkarätig auch sein Quartett, das nun besteht aus: dem in Berlin lebenden Saxophonisten Wladimir Karparov (Jazzta Prasta), dem kosovarischen Gitarristen Armend Xhaferi (am 6. Mai mit seiner Marimanga Group im Ost Klub!) und dem New Yorker Ausnahmedrummer, Klangmaler und Komponisten John Hollenbeck aus New York.




Freitag, 12. Mai 2006

21 Uhr


PORGY & BESS


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This is a part of the collage 'The Black File' by Croatian artist Sanja Ivekovic, who will be represented at documenta 12 (16/6-23/9) in Kassel this year.

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