In Hoc Signo [Pro]Vinces

posted by ush on 2008/01/08 19:29

[ Fallstudien | Case Studies ]

Der Titel ist so schön, dass ich ihn auch für diesen Blogeintrag gleich nochmal wiederholen musste. Er gehört zu einem Beitrag in englischer Sprache von Martin Hainz. Er ist auch Programm, der Titel: Die Diskussion der dreifachen Provinz Galizien führt immer wieder auf eine Art von Ur-Problem der Provinz, die in der Manier Derridas (das ist so positiv gemeint, wie E.T.A. Hoffmanns Nachtstücke in Callots Manier) immer schon auf dem Sprung ist, über die Grenze drüber, nie zu fassen ist.

Province means both integration, and as a conditio sine qua non of the claim over the province, that the integration is an ongoing process, and will never come to an end. Thus a province not failed vaporises, it becomes part of its new context, and it is constituted by being almost the enemy’s country as well. A province seems to be simply impossible whether it be the attitude of its new possessors (who lose the otherness of their identities) or the post-colonial inhabitants. A coquettish way of becoming provincial.

 So heißt es in Hainz' Worten, der anschließend die Spannung der/in der Provinz heraushebt, die nicht nur auf Seiten der Verwalter/Besitzer herrscht und zwischen ihnen und den Einwohnern, sondern die sich Laut macht in den Sprachen. Der Majoritätssprache, die zugleich Minoritätsmerkmale zeigt, die korrekt gebraucht auch subversiv sein kann.

Deleuzes Kleine Literaturen sind derzeit en vogue und werden überall und allenthalben eingesetzt, wo von Differenzkulturen und Migration - geförderte Forschungsfelder - die Rede ist. Hainz setzt sie nur kurz, knapp und klug ein, indem er innerhalb eines Absatzes Europas Provinzialismus zu einer "province reflecting on its provenience" umschreibt.

Was das mit Czernowitz zu tun hat? Mit Hainz genau dies. Das Städtchen als idealisiertes Habsburg-Vielvölkerstaatsinselchen inmitten von Nationalismen, das auf seinen Kulturen beharrte, ohne dass "Love, Peace, and Respect" vorherrschten. Die Figur der Ironie wird von Hainz angeführt, um die Virtualität, das Literarische an Czernowitz ohne romantizistischen Einschlag zu bestimmen, da Czernowitz an Provinzialismen verschiedener Art (die auch 'Barbarismen' nahe kommen) festhielt.

Ob ein anderes, als ein nicht minder sprachlich-kulturelles Imperium nun allerdings durch eine solche Provinz jenseits der Provinz in Gefahr gerät, bleibt fraglich. Im Rahmen der Argumentationsführung ist der Schluss jedoch stimmig.


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