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ARCHIVDer Naziterror bekommt ein Gesicht
Erschließung der Volksgerichtsakten durch das Wiener Stadt- und Landesarchiv
Von: wien.gv.at
Dank der systematischen Erschließung der Volksgerichtsakten, die 2006 aus dem Landesgericht in das Wiener Stadt- und Landesarchiv (MA 8) übernommen wurden, konnten zwei zuvor bei Gericht gesondert gelagerte Foto-Ordner von Gestapo-Mitgliedern einem Strafakt gegen unbekannte Täterinnen und Täter zugeordnet werden. Das Volksgericht war im August 1945 zum Zweck gerichtlicher Voruntersuchungen wegen des Verdachts nationalsozialistischer Verbrechen oder der illegalen Mitgliedschaft bei der NSDAP von 1933 bis 1938 eingerichtet worden. Nun ist es erstmals möglich, den Namen der Täterinnen und Täter in Wien auch ein Gesicht zu geben. Die Gestapo-Leitstelle Wien am Morzinplatz verfügte über etwa 900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und war damit die größte Gestapo-Leitstelle des "Dritten Reiches". Im Gegensatz zu der nur bruchstückhaften Überlieferung von Bildern der Opfer wird damit das Gesicht der Täterinnen und Täter fast vollständig bekannt.
Gestapohelfer
Unter dem Titel "Tausend Gestapohelfer werden gesucht" kündigte die Wiener Zeitung am 7. September 1947 eine Ausstellung im Journalistenzimmer neben dem Schwurgerichtsaal des Landesgerichts für Strafsachen an. In diesem Zimmer wurden über 1.000 Fotos von Männern und Frauen veröffentlicht, die zur Zeit des Nationalsozialismus für die Geheime Staatspolizei in der Wiener Zentrale am Morzinplatz gearbeitet hatten.
Als Grundlage für die Fahndung wurde ein Sammelakt unter dem Titel "UT Gestapo" angelegt. Damit bezweckte das Gericht die Rekonstruktion der Gliederung und Verantwortlichkeiten der Gestapo sowie die koordinierte Erfassung aller Gestapo-Mitglieder. Zu dem Papierakt gehören auch zwei Ordner mit Fotos.
Biographien ausgewählter Gestapo-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter
Durch die systematische Erschließung und die grundsätzliche Eröffnung des Zugangs durch das Archiv zu den Volksgerichtsakten wird es möglich, die Personen hinter der verbrecherischen Organisation Gestapo in ihren Taten darzustellen. Biographien ausgewählter Gestapo-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können bereits jetzt angeboten werden. Durch die archivische Erschließung konnten die Foto-Ordner wieder in ihren ursprünglichen Zusammenhang gebracht werden. Damit erhält der Nazi-Terror nun auch ein Gesicht.
Benützung des Bestandes
Zur Einsichtnahme in den Bestand beachten Sie bitte die Hinweise zur Benützung der Bestände. Da die Akten den personenbezogenen Schutzfristen unterliegen, ist zur Einsichtnahme ein Antrag auf Verkürzung der Schutzfrist notwendig, es sei denn, die betroffene Person ist bereits verstorben oder hat ihre Zustimmung zur Einsicht erteilt.
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