Gebauter Raum, Repräsentation und Rituale

posted by WFischer on 2007/09/14 13:06

[ Gebauter Raum, Repräsentation und Rituale ]

ABSTRACTS des DISKUSSIONSNACHMITTAGS

Gebauter Raum, Repräsentation und Rituale
zu den Impulsreferaten

(Wiener Stadt- und Landesarchiv, Gasometer D)

Dienstag, 25. September 2007, 15.00–18.00 Uhr

Cornelia Szabó-Knotik
(Institut für Analyse, Theorie und Geschichte der Musik, Universität für Musik und darstellende Kunst Wien) -> Link



Das Impulsstatement wird, ausgehend vom konkreten Beispiel einer als historistisches Gesamtkunstwerk inszenierten Aufführungsreihe (hier treffe ich mich mit A. Nierhaus, der über Burg Kreuzenstein gearbeitet hat), auf die Bedeutung der musikalischen Aktivität von Vereinen für das urbane Identitätsgefühl sprechen, in der Diskussion kann ich dazu Weiteres ausführen und noch aktuelle Entwicklungen in Wien beleuchten (betreffend „Musikstadt“-Inszenierungen heute: music mile; mozart calling; aber auch Stätten der Begegnung von Populär und Kunstmusik wie Rathaus-Filmfestival, Donauinsel-Fest).

Andreas Nierhaus
(Kommission für Kunstgeschichte, Österreichische Akademie der Wissenschaften) -> Link

Raum und Ritual am Wiener »Kaiserforum«

Die Wiener Hofburg war als Knoten- und Kreuzungspunkt europäischer Geschichte stets auch Projektions- und Aktionsfläche für unterschiedliche politische Interessen. Der über Jahrhunderte gewachsene kaiserliche Residenzkomplex hatte stets unterschiedlich konnotierte »Räume« zur Verfügung gestellt, um die differenzierten und sich wandelnden Bedürfnisse des Herrschers nach »Repräsentation« zu befriedigen. Um 1900 hatte sich das Konglomerat aus heterogenen Trakten mit dem (nie vollendeten) »Kaiserforum« über die Ringstraße ausgedehnt. Die Besetzung und Begrenzung dieses Raumes mit »monumentaler«, also als »Denkmal« im Sinn des Historismus zu verstehender Architektur definierte einen Platz, der später zu einem zentralen »Erinnerungsort« österreichischer Geschichte wurde. Wenn auch diese Wirkungsgeschichte erst nach dem Ende der Monarchie einsetzte, so wurde das Fundament dafür mit dem Bau des »Kaiserforums« gelegt. Durch seine riesigen Dimensionen, die Wahl seiner formalen Mittel und nicht zuletzt durch die symbolisch zu verstehende Unterordnung der Museen für Kunst und Natur unter den kaiserlichen Palast machte es den Anspruch einer umfassend »ideal« gedachten Konzeption deutlich. Diese war aber keineswegs statisch aufgefasst, sondern rechnete mit der Dynamik des Platzraumes, band das »Volk« als ephemeren Faktor in seine Inszenierung ein. Paraden, Einzüge und Festzüge machten das Areal des »Kaiserforums« auch zu einem Raum der »Masse«. Im Gegenzug zu dieser vermeintlichen Integration der »Völker« (auf die auch die Inschrift an der Gartenseite der Neuen Burg anspielt), wurde der Status der Hofburg als exklusiver und abgeschirmter Bereich des Monarchen noch verstärkt: Robert Musil beschrieb im »Mann ohne Eigenschaften« die Hofburg schließlich als fremde, der Zeit entrückte Parallelwelt innerhalb der sich dynamisch verändernden Großstadt der Moderne und bezeichnete damit auch die tiefe Krise, in die tradierte herrscherliche Repräsentationsmuster um 1900 geraten waren. Im Zentrum stehen zwei Fragenkomplexe: Mit welchen gestalterischen Mitteln wird die Hofburg bzw. das »Kaiserforum« als öffentlich-politisches Bau- und Raumgefüge inszeniert und als Ort ritueller Handlungen definiert? Welche Ursachen haben räumlich-hierarchische Distinktionen – etwa zwischen höfischer und bürgerlicher Sphäre – und wie werden sie rezipiert?


Links:

Ankündigung des Diskussionsnachmittags

CVs der Referentinnen


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