European Off Network - Part 17

posted by Angela Eder on 2006/01/09 23:08

[ European Off Network ]

"In the international context fringe theatre in Slovakia doesn's exist" - aus dem Länderbericht von Anna Gruskova zur Situation des freien Theaters in der Slowakei
Auf der gleichnamigen Gründungstagung des European Off Network berichtet Anna Gruskova in einem ebenso kritischen wie persönlichen Statement über das Theater der Slowakei.
Gruskova erzählte vom hohen Status, den SchauspielerInnen in den Jahren des Sozialismus gehabt hatten - ein Status, der freilich seit 1989 nicht mehr zu halten war, obgleich noch immer Nationaltheater, die sich als konservativ-traditionelle Repertoiretheater bis heute halten, die Theaterlandschaft dominieren - vor allem aber die Jugend des Landes eher abschrecken, als zur Erkundung zeitgenösssischer Theaterdenzen animieren...
"Young people don't go there. They generally think that theatre ist a kind of bad movie."

Unter den knapp 25 durch das Slowakische Theaterinstitut offiziell gelisteten Theatergruppen der Slowakei sind kommerziell tätige Gruppen ebenso erfasst wie Ein- und Zwei-Personen-Gruppen, Puppenspieler, Gruppen, die sich vor allem der Arbeit im sog. "dritten Sektor", also der Arbeit mit Arbeitslosen, körperlich oder geistig behinderten Menschen oder Gefangenen, widmen - sowie vielleicht knapp eine Hand voll freier Gruppen, die sich in ihrer Arbeit als "alternativ" oder "experimentell" bezeichnen.

Gerade diese Gruppen, so die u.a. für das Theaterjournal Saldo tätige Theatermacherin, würden häufig mit ein, zwei Arbeiten in die Öffentlichkeit treten, um danach - sei es aus Geldmangel, sei es aufgrund strukturellen und organisatorischen Mängel - wieder in die Versenkung zu verschwinden.
Nachhaltig, vor allem öffentlich wahrnehmbare Arbeit im freien Theaterbereich sei so nicht gegeben - vielleicht auch das ein Grund, warum man im europäischen Kontext vom Theater dieses Landes kaum etwas wahrnimmt und erfolgreichere Theaterschaffende ins Ausland, v.a. in die Tschechische Republik, abwanden.

Nach Gruskova sei es an der Zeit, das System des freien Theater, ja das gesamte slowakische Theatersystem heute von Grund auf zu verändern, vor allem aber damit zu beginnen, Kulturvermittlung und kulturelle Bildung im und in Hinblick auf das Theater wiederaufzubauen. Die Zeiten, in denen man während des Sozialismus von klein auf in die staatlich verwalteten Theater ging, sind vorbei - diese Form der einseitigen Rezeptionsschulung mag wohl nicht zielführend sein, geht es um die Entwicklung freier Strukturen und kritischerer Perspektiven innerhalb der kulturpolitischen und ästhetischen Arbeit. Aber sie führten doch zumindest zu einem Grundverständnis darüber, was Theater ist - in jedem Fall keine "schlechte" Abart von Kino...
Kulturvermittlung und Zugang zum Theater auch für das junge und jüngste Publikum seien in diesem Sinne heute ebenso notwendig wie eine stärkere Wiedereinbettung von Theater in allen seinen Facetten - nicht nur des Staatstheaters - in den Lebensalltag, und dies ebenso an den Peripherien der Gesellschaft wie in deren Zentren.
"It means to strengthen the social dimension of theatre. It means to show people that theatre could be present in their everyday life." (Anna Gruskova)

Kontakt
Anna Grusova arbeitet u.a. für die Theatergruppen Nota bene und Sud sowie als Theaterkritikerin für die Zeitschrift Salto.
Mail: annagrus@yahoo.co.uk

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