European Off Network - Part 14

posted by Angela Eder on 2005/12/16 13:28

[ European Off Network ]

Tomáś Žižka (Mamapapa / Prag) über die derzeitige Theaterlandschaft der tschechischen Republik - aus dem Länderbericht beim European Off Network, St. Pölten 2005
Tomas Zizka von Mamapapa brachte als Beitrag zum European Off Network im Juni 2005 einen Artikel des Prager Theatersinstitutes aus dem Jahr 2000 mit, der seiner Meinung nach noch immer Gültigkeit hat.

Staatliche und regionale Verwaltung
Der über fünf Jahre alte Beitrag verweist darauf, dass bereits in den 90er-Jahren die ehemaligs monopolisierten Theater des Landes unter die Aufsicht lokaler Verwaltungen gestellt wurden, während private Geldgeber hauptsächlich im Unterhaltungsbereich, und hier v.a. im Musicalbereich gefunden werden konnte und auf der anderen Seite Dutzende neuer freier Theatergruppen ohne finanzielle Basis entstanden.

Fördermodelle
Zu Beginn der 90er-Jahre wurde bereits ein staatliches Subventionssystem beschlossen, das auch Non-profit-Organisations unterstützen sollte und eine Reihe innovativer Projekte in unterschiedlichen Bereichen und Sparten entstehen ließ, die sich Hoffnung auf vermehrte staatliche Förderung machten. Diese Hoffnung wurde durch die Einführung weiterer kleinerer Subventionstöpfe für private Institutionen, bei dem dezitiert auf der Basis von "specialist decision making" "Qualität und Vielfalt" (quality and diversity) gefördert werden sollten. Diese Subventionen sind jedoch im Vergleich zu den staatlichen viel zu gering, um nachhaltige Strukturen zu veränden.
Schließlich wurde 1999, ähnlich dem Wiener Theaterpapier, ein Bericht des Kulturministeriums mit dem Titel Strategie für eine effizientere staatliche Kulturförderung (Strategy for a more efficient state support of culture) herausgegeben, der vielen Hoffnung machte. Doch die darin geforderten gesetzlichen und vor allem finanziellen Erleichterungen für Kunst- und Kulturschaffende wurden bislang noch nicht eingeführt.
In den Jahren des politischen Wandels waren es auch internationale Foundations und Institutionen, die Initiativen im Kultursektor zumindest für einige Zeit unterstützten. Andere Fördermodelle, etwa durch die Einnahmen der Lotterie (State Culture Fund) - ein ähnliches Modell habe ich ja bereits in Bezug auf das britische Fördersystem erwähnt - haben sich noch nicht durchgesetzt, und große private Kunst- und Kulturförderung gibt es in der tschechischen Republik nicht.

Theater und Festivals
Die tschechische Theaterlandschaft zeichnete sich zu Beginn des 21. Jahrtausends zwar durch ein aktives Netzwerk aus, doch dominierten noch immer feste Häuser mit klassischem Repertoire und Ensemblebetrieb, während private Großproduktionen v.a. im Musik- und Musicalbereich zu finden waren, die sich nicht zuletzt auf das bewährte "Star"-System berufen. Daneben gab es zahlreiche Puppen- und Marionettentheater, die ebenfalls zur Tradition des tschechischen Theaters gehören, unterschiedlichste Amateurtheatergruppen in allen Regionen sowie eine Reihe von Festivals, die fast alle jährlich stattfinden, u.a.
  • International Festival Divaldo (Theatre in Pilsen),
  • Festival of European Regions (Hradec Kralove),
  • Dance Prague,
  • Four Days in Motion,
  • Prague German-Language Theatre Festival (Prague),
  • International Frontier Theater Festival (Cesky Tesin),
  • Finge Festival, Prague.

Alle vier Jahre findet darüber hinaus in Prag eine Ausstellung über Bühnen- und Kostüm-Design sowie Theaterarchitektur statt, die Prague Quadriennale.

2000 gab es in 22 Städten Theater mit festem Ensemble und Spielzeiten, in ca. ebenso vielen Städten Theater mit limitierten Saisonen ohne langfristige Programmschienen. Daneben gibt es unterschiedliche freie Gruppen,die sich im Laufe der Neunzigerjahre für ihre Arbeiten kleinere Räume selbst adaptiert haben - u.a. Hallen, Amphitheater, historische Gebäude, Klub-, aber auch öffentliche Räume, zumeist für einzelne Projekte, bei Studiotheatern und Theaterklubs auch längerfristig.

Gerade in diesem Bereich konnte in den Neunzigerjahren de facto von einem "Boom" gesprochen werden. Inwieweit dieser bis heute anhält bzw. ob sich zurzeit im tschechischen freien Theater Konsolidierungstendenzen oder auch Veränderungen im internationalen Austausch festmachen lassen, bleiben spannende offene Fragen im Rahmen der Arbeit des European Off Network der kommenden Monate.

Obgleich sich in den 90er-Jahren des 20. Jahrhundets zahlreiche freie Gruppen gebildet haben, bleibt deren Situation sowohl innerhalb des Landes wie auch im internationalen Vergleich schwierig. Zum einen sind diese Gruppen von den lokalen Entscheidungsträgern abhängig, u.a. auch, was den Zugang zu Ressourcen betrifft, zum einen, so der Artikel, bestünde wenig internationales Interesse, tschechischen Gruppen einzuladen - auch das sicherlich ein Aspekt, der nicht - und nur in Bezug auf das Theater der tschechichen Republik - zu den wesentlichsten Themen des European Off Network zählen muss.

Quelle
Bohumil Nekolny, Ondrej Cerny: The theatre network, its function, system of financing and support, Theatre Institute, Prague April 2000

Antworten

Theatre

Welcome to [Theatre], a weblog dedicated to the contemporary developments of European fringe theatre, and Viennese theatre history.
> RSS Feed RSS 2.0 feed for Kakanien Revisited Blog Theatre

Tags

Calendar

Blogroll

Links