Titel

Der Vampyr-Aberglaube und die Militärärzte

Autoren

Christian Reiter,  Wien

Der klassische Vampyr als Geschöpf der slawischen Mythologie fand nach ersten schriftlichen Erwähnungen im 14. Jahrhundert erst zu Beginn des 18. Jahrhundert eine europaweite Beachtung, als zwischen 1709 und 1732 im Grenzgebiet zwischen dem Habsburger und dem Osmanischen Reich wiederkehrende Seuchen mit einem charakteristischen Erscheinungsbild auftraten, deren medizinische Hintergründe den dort stationierten Militärärzten unbekannt waren, während die ortsansässige rumänisch-slawische Bevölkerung darin die Folgen des Wirkens von Vampyren wieder erkannte.

Die im Hofkammerarchiv in Wien aufliegenden Dokumente von Ortsaugenscheinkommissionen und Leichenöffnungen liefern Grundlagen für die Interpretation der seinerzeit erhobenen Befunde aus heutiger medizinischer Sicht und erlauben Schlussfolgerungen über die Ursache der Vampyrepidemien zu Beginn des 18 Jahrhunderts. Unvereinbarkeiten zwischen den beschriebenen Befunden, den dokumentierten Bestattungszeiten und heutigen medizinischen Kenntnissen legen die Vermutung nahe, dass von den Militärärzten der Versuch unternommen worden war, durch objektiv unrichtige Berichterstattung zusätzliche Remunerationen für die Durchführung von Leichenexekutionen zu rekrutieren.

The classic vampyre of the Slavic mythology was first mentioned in written documents of the 14th century and gained whole Europe’s attention in the beginning of the 18th century, when in the borderlands between the Habsburg and the Ottoman Empires a pestilence returned several times between 1709 and 1732. The characteristic symptoms of this pestilence were unknown to the military physicians, while the natives were convinced that this was the effect of vampyre assaults.

The documents in Viennese Hofkammerarchiv of commissions on autopsies are the basis for the interpretation of these diagnostic findings from a current medical perspective. They lead to conclusions about the cause of the vampire pestilence in the early 18th century. The historical diagnoses, specifications of the time of burial, and modern medicine are incompatible. Thus, we can conclude that the military physicians tried to get additional remuneration for their autopsies by falsified reports.

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