Präsenz in der Repräsentation? Über ethnografisches Beschreiben
AuthorsKlaus Scherpe, Berlin
Die für Ethnografen und Textwissenschaftler gleichermaßen bedeutsame Problematik der Repräsentation - über das Fremde sprechen, ohne ihm seine Fremdheit zu nehmen - ist Thema dieses Artikels. Der Begriff des 'Beschreibens' wird anhand von literatur- und kulturgeschichtlichen Schlaglichtern erhellt: Im Verhältnis zum ethnografischen Erzählen wird in Anlehnung an Wittgensteins Kritik ethnologischer Texte eine Poetik der Beschreibung dargestellt, die "das Fremde" als Exzess der Zeichengebung ermittelt - mit dem Effekt einer Ausnüchterung hermeneutischer Sinnansprüche. Das Fremde, welches durch Repräsentation aufhört zu sein, lässt sich im Exzess des Beschreibens als "Hyperrealität" wiederfinden.
This essay examines the dilemma facing both, ethnography and the humanities alike: How can one represent the foreign without divesting it of its foreignness? Various encounters with the foreign found in the history of literature and culture will be presented. With a view to Wittgenstein's criticism of ethnological writings, a poetic of description will be put forward that approaches the "foreign" by means of excessive signification, thereby diminishing hermeneutic claims for coherence and sense. If traditional representation domesticates foreignness then an excess of description allows foreignness to emerge again as "hyper-reality".