Titel

Otto Alschers Wanderungen durch die Karpaten Kakaniens

Autoren

Helga Korodi,  Würzburg

Otto Alscher, der über Schicksale in der Freiheit der Wildnis schrieb, ließ keine seiner Gestalten in einem Gefängnis zugrunde gehen. Er selbst floh im September 1944, im Alter von 64 Jahren, aus dem kommunistischen Internierungslager in Târgu Jiu und ging, etwa 100 km weit, zu Fuß nach Hause. Im Oktober wurde er in der Innenstadt Orşovas erneut verhaftet. Laut seiner Tochter Edith waren in dem Koffer, den er noch packen durfte, hauptsächlich Schriftstücke. Ende Dezember 1944 starb er, abgeschnitten von den lebendigen, natürlichen Veränderungen der Natur, die ihn ein Leben lang begeistert hatten. Anfang Januar wurde seine Tochter Edith, im Alter von 18 Jahren, nach Russland deportiert. Aus Angst brachten die Zurückgebliebenen Schriften und Bücher bei Nachbarn unter. Edith wird nach ihrer Rückkehr zur Anwältin ihres Vaters, die sein Werk gegen kommende Zeiten und Finder verteidigt.

Mein Dank geht an Frau Dr. Reber, die mich auf das Genre der Metamorphose-Geschichte hinwies und einen neuen Ansatz zur Interpretation des Alscherschen Gesamtwerks anregte. Unterschiedlichste Facetten der Wandlungen in der Wildnis, reell und mythisch, offenbaren eine Epiphanie des inneren Werdens. Die meisten Tiererlebnisse sind realistisch, psychologisch und ethologisch überzeugend.

Zeitgleich mit dem ersten Roman entstehen Erzählungen über Hirten und Wanderzigeuner, die den Kampf ums Dasein bestehen und sich ihre Freiheit, wenn auch mühsam und unter widrigen Umständen, bewahren. In den Texten, die unter dem Titel „Mühselige und Beladene“ ebenfalls bei Egon & Fleischl erscheinen, erschließen die Protagonisten instinktiv die Rätsel des Lebens und des Todes im Einklang mit dem kontinuierlichem Wechsel der Natur und dem Schwung Zarathustras.

Die „Tierheit“ als seelische Instanz spricht und spornt unterschwellige Prozesse in den tiefsten Schichten des Selbst an und führt zu einem beschwingten Übergang vom gesellschaftlichen Einerlei zum Eingebundensein in die Metamorphosen der Natur.

Zwischen Authentizität und Fiktion überspielen dekadent ausgelassene Erzählungen aus Alschers nächstem Umfeld und dem Fin-de-siècle Herkulesbad die Ängste der Endzeitstimmung. 1916 beschreibt das Exposé an den Verlag Albert Langen in München diesen psychischen Zwischenbereich als thematischen Schwerpunkt der Tiergeschichten, die in der Vorkriegszeit, an der Front und in Budapest entstanden sind.

While imagining the fate of an innocent convict as in Klimt’s “Jurisprudence” thoughts about his own future filled Otto Alscher with a sense of foreboding. On December 30th 1944 he died in a Communist camp.

He was born in Perlasz on January 8th, 1880. In 1891 his parents, wandering photographers settled down in Orschowa, a small Danubian port at the foot at the Southern Carpathians. where they opened up a studio. Otto Alscher’s (1880–1944) training in Fin-de-siècle Vienna was a springboard into the beauties of the remote wilderness where he would permeate life with art. Leaning towards a Secession inspired approach to nature he established his aesthetic habitat in the Gratzka Valley in the vicinity his hometown Orsova and the primeval forests of the southern Carpathians. Here he translated the visual medium into literature balancing an original trail between allegorical and real moments.

My thanks go to Dr. Ursula Reber who has drawn my attention to the genre of the metamorphosis story. Alscher defines the place where his characters undergo metamorphosis as "the emotional boundary between man and animal" in a letter to Albert Langen, Munich, the publishing house of his future works with animal stories on 10 August, 1916. The emotional boundary, an emotionally charged realm, implying love or death, freedom or alienation, blame or tender care. This medium converts unconscious communication into a conscious one.

Tone colours are used to great effect to create a vivid and vibrant atmosphere which reveals emotional transitions and transformations at different stages of the spectacle of nature.

The individual way of life meets its obstacles in a culture which demands conformity and commits its crimes against the non-adjusted.

Alscher as a lonely wanderer follows the animal's track through a spectacular scenery according to the animal's logic and strategy. At the moment of highest speed man is left behind.

 
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