Das Mitteleuropakonzept von Danilo Kiš
AuthorsHeiner Grunert, Leipzig
Danilo Kiš wird gemeinhin fraglos in der Reihe der mitteleuropäischen Autoren genannt. Sein Werk und insbesondere seine autopoetischen Schriften, Essays und Interviews zeugen jedoch von einem sehr kritischen und vielschichtigen Verständnis Mitteleuropas und der mitteleuropäischen Literatur. Anhand der bei Kiš hervorstechenden Kategorien Raum, Zeit und Form wird sein Mitteleuropa-Verständnis dargelegt. Abseits dieser Dimensionen scheint der Fakt der Abwesenheit, der Fehlstelle konstitutiv für Kišs Mitteleuropa-Bild zu sein. Als fünfter Themenkomplex wird Mitteleuropas geistiger Inhalt, seine intellektuelle Substanz nachgezeichnet. Im Nachverfolgen der vielfältigen Auseinandersetzung Kišs mit Mitteleuropa eröffnen sich in Bezug auf beide – Mitteleuropa und Kiš – neue Perspektiven des Verstehens.
It is widely unquestionable to call Danilo Kiš a Central European writer. His œvre and especially his autopoetic writings, essays and interviews show a rather critical and complex understanding of Mitteleuropa and the Central European literature. By means of evident categories such as time, space and form Kiš’s understanding of Mitteleuropa is presented. Apart from these dimensions the fact of absence and lack seems to be elementary for Kiš’s view on Mitteleuropa. As a fifth topic Central Europe’s intellectual substance is elaborated. The reconstruction of Danilo Kiš’s critical examination of Mitteleuropa opens up new perspectives for understanding both – Kiš and Mitteleuropa.