Crobuch: Kroatische Literatur online

Im Jahr 2007 wurde das Projekt „Schwerpunktpräsentation Kroatien zur Leipziger Buchmesse 2008“ ins Leben gerufen. Als Kuratoren des Programms wurden Dr. Alida Bremer und György Dalos ernannt; das Projekt wird vom Ministerium für Kultur der Republik Kroatien finanziert und von der Leipziger Buchmesse organisatorisch unterstützt. György Dalos und Alida Bremer verstehen die kroatische Kultur als einen wichtigen Bestandteil der gesamten europäischen Kulturlandschaft.

Da sie in dem geographischen und kulturellen Spannungsfeld Mitteleuropa - Mittelmeer - Balkanregion entstanden ist, eignet sich die kroatische Kultur heute in ganz besonderem Ausmaß für eine Mittlerrolle. Südosteuropa wird dabei nicht als ein Sorgenkind Europas, sondern als ein Bestandteil Europas mit allen inneren Differenzen, allen Problemen, aber vor allem mit allen kreativen Potentialen, die diese Region mit sich bringt, gesehen. In einem schnell zusammenwachsenden Europa ist es an der Zeit, diese Region nicht mehr durch Stereotype, durch eingeengte politische Sichtweisen oder die touristische Brille entschlüsseln zu wollen, sondern sie mit Hilfe der Werke ihrer Schriftstellerinnen und Schriftsteller kennen zu lernen.

Die Vielfalt der Themen, der Stilrichtungen und der Poetiken sind erstaunlich und erfrischend. Wer von der kroatischen Literatur das regionale Grübeln über die eigene historische und nationale Befangenheit erwartet, irrt sich: ein fiktives Tagebuch der großen Muse Cvijeta Zuzorić (Der verborgene Garten von Luko Paljetak), in dem sich vor dem Leser die goldenen Zeiten der Republik von Dubrovnik und des Italiens der Renaissance auftun, gehört genauso zur neueren Literatur wie der ironische, urbane Roman über die „Transition“ Gangabanga von Ivan Vidić oder die sowohl metaphysische wie auch melancholische, an Rilke und dem Rock'n'Roll geschulte Poesie von Delimir Rešicki. Selbstverständlich bietet der bevorstehende Beitritt Kroatiens in die EU eine zusätzliche Motivation, Kulturprojekte, die den interkulturellen Austausch fördern, zu entwickeln. Es ist schon jetzt absehbar, dass Kroatien z. B. im Bereich des Verlagswesens und der Literaturfestivals eine führende Rolle in Südosteuropa anstrebt.

Die Konzeption

Seit nunmehr sechs Jahren ist Kroatien auf der Leipziger Buchmesse vertreten und beteiligt sich an verschiedenen Foren und Programmen; im Jahr 2008 gab es in dieser Kontinuität eine Schwerpunktpräsentation, die in den Jahren 2009 und 2010 weiter entwickelt werden soll. Die Programmkuratoren des Schwerpunkts Kroatien 2008 hatten einen besonderen Wert auf die Vernetzung der Gäste aus Kroatien mit Autorinnen und Autoren aus anderen europäischen Ländern gelegt und wurden hierbei von der Robert Bosch Stiftung unterstützt.

Die Vorgeschichte

Autoren und Autorinnen aus Kroatien haben in den vergangenen Jahren intensiv am Forum Leipzig liest International, am Forum Kleine Sprachen – Große Literaturen auf dem Messegelände und an den Leipzig liest-Programmen in der Stadt teilgenommen. Im Jahr 2007 präsentierten sich 14 Autorinnen und Autoren sowie 6 Verlagslektoren und Verleger aus Kroatien in Leipzig. Die Sonderbeilage zur Buchmesse des Stadtmagazins Kreuzer aus Leipzig brachte auf der Titelseitedas Portrait des Zagreber Autors Edo Popović, der für diese Beilage einen Text über die informelle literarische Bewegung FAK schrieb.

Partnerschaft zwischen der Leipziger Buchmesse und der Buchmesse „Sa(n)jam knjige u Istri“ aus Pula

Durch Vermittlung von Alida Bremer wurde ein Austausch von Autoren zwischen den Buchmessen in Pula und Leipzig initiiert, so dass 2004 Thomas Brussig Pula besuchte (dieser Besuch resultierte in der Übersetzung seines Romans Helden wie wir ins Kroatische!). Luko Paljetak war 2005 Gast in Leipzig, Veit Heinichen 2005 in Pula , Igor Grbić 2006 in Leipzig, Hans Thill 2006 in Pula, Žarko Paić 2007 in Leipzig und Elke Schmitter 2007 in Pula.

Langfristige Ziele

Das langfristige Ziel des Projektes – über die Schwerpunktpräsentation im März 2008 hinaus – ist ein intensiver und nachhaltiger Austausch mit dem deutschsprachigen Raum und eine stärkere europäische Vernetzung der kroatischen Literatur- und Kulturkreise. Dieser Austausch hat auch eine intensivere Beschäftigung mit der zeitgenössischen deutschsprachigen Literatur in Kroatien zum Ziel und nicht nur die Vermittlung der (bisher eher unbekannten) kroatischen Literatur nach Österreich, Deutschland und in die Schweiz.


 

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