Titel

Geschichtsdenken im Umbruch. Osteuropäische Vergangenheitsdiskurse im Vergleich

Autoren

Rudolf Jaworski,  Kiel

Das Ende des Kommunismus hat ausnahmslos alle Länder Osteuropas vor große Herausforderungen materieller, aber auch immaterieller Art gestellt. Schließlich waren innerhalb kürzester Zeit nicht nur die maßgeblichen politischen Machtstrukturen und ökonomischen Rahmenbedingungen in sich zusammengebrochen, sondern gleichzeitig die bis 1989/90 offiziell gültigen ideologischen Leitsysteme ersatzlos weggefallen. Die damit notwendig gewordene Neubestimmung kollektiver Identifikationsangebote stellt einen kaum zu überschätzenden Faktor in den längst noch nicht abgeschlossenen Transformations-prozessen dar. Eine herausragende Bedeutung kommt in diesem Zusammenhang dem Umbruch im Geschichtsdenken zu, resp. der Revision der bis dahin offiziell gültigen Geschichtsbilder, die auf das Engste mit der nationalen Wende verknüpft ist. Nach fünfzig, in den meisten Territorien der ehemaligen Sowjetunion sogar nach fast hundert Jahren begann in ganz Osteuropa seit 1990 die Rekonstruktion und Rehabilitierung von teils verleugneten, teils diskriminierten auf jeden Fall aber deformierten nationalen Geschichts- und Traditionsbezügen. Ebendiesen Aspekten soll in diesem Beitrag anhand ausgewählter Problemfelder und unter vergleichenden Gesichtspunkten nachgegangen werden. Dabei stehen weniger geschichtswissenschaftliche Fachdebatten als vielmehr die öffentlich geführten historisch-politischen Diskurse im Mittelpunkt des Interesses.

Der Beitrag ist dem Band Umbruch im östlichen Europa. Die nationale Wende und das kollektive Gedächtnis. (Hg. von Andrei Corbea-Hoisie, Rudolf Jaworski, Monika Sommer) entnommen.

The End of the Communist era confronted all countries of Eastern Europe with great challenges of the material and immaterial kind. After all, not only had the major political power structures and economic frameworks collapsed in the shortest time, but at the same time the official ideological system that had been in place until 1989/90 had also been removed without replacement. The re-definition of collective identity constructs is a factor that can hardly be overvalued in its importance in the yet unfinished processes of transformation. A particularly important role in this context is played by the change in historical perception and the revision of hitherto valid images of history, which are intimately related to the national turn. After 50 years, in most of the former Soviet republics even after 100 years, the reconstruction and rehabilitation of partly denied, partly discriminated but definitely deformed national references to history and tradition was embarked upon in all of Eastern Europe in the 1990s. These are the aspects that are to be investigated in this contribution at hand of specific problems and comparative facets. The focus of interest is placed less on scientific historical debates but rather on the public historico-political discussions.

This article was first published in the volume Umbruch im östlichen Europa. Die nationale Wende und das kollektive Gedächtnis. (Ed. by Andrei Corbea-Hoisie, Rudolf Jaorski, Monika Sommer)

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