Produktivität in der Peripherie? Die Entwicklung der galizischen Landwirtschaft 1772-1795
AutorenKlemens Kaps, Wien
Der Beitrag untersucht die ökonomische Integration Galiziens in die interne Arbeitsteilung der Habsburgermonarchie in den ersten zwei Jahrzehnten nach der Ersten Polnischen Teilung. Durch die Ziehung neuer und die Aufhebung alter Zollgrenzen nahmen die Handelsverflechtungen zwischen Galizien und den böhmischen, österreichischen und ungarischen Regionen innerhalb einer kurzen Zeit rasch zu. Der Staat versuchte das annektierte Territorium v.a. aus der Perspektive der böhmischen Zentren und Wien zu funktionalisieren, was nur teilweise gelang, jedoch eine Peripherisierung und Marginalisierung der Region zur Folge hatte. Dies sollte die zukünftigen Entwicklungschancen Galiziens negativ beeinflussen. Am Beispiel des im Beitrag näher untersuchten Getreideanbaus wird gezeigt, dass die Produzenten verstärkt auf Aktivitäten setzten, die zwar produktiv waren, aber vergleichsweise geringe Profite erzielten. Die Elite der Peripherie verweigerte bei Viehwirtschaft und Agrarreformen die Funktionalisierungsstrategien von habsburgischem Staat und böhmisch-österreichischem Bürgertum, was die Grenzen der Integration Galiziens in die Zentralräume der Habsburgermonarchie belegt.
This article deals with the economic integration of Galicia into the internal division of labour of the Habsburg Monarchy within the first two decades after the First Polish Partition. Due to drawing new and abolishing old custom borders trade contacts between Galicia and the Bohemian, Austrian and Hungarian Regions increased rapidly within a short time. The state tried to functionalize the annexed territory for the needs of the bohemian centres and Vienna. This goal was only partially achieved, but nevertheless the integration processes conducted to a peripherization and marginalization of the region, which posed an obstacle for the province’s future development. The article shows by analyzing the structure of grain production that producers tended to focus on activities which were productive, but brought only low profits. The periphery’s elite rejected the new economic role subscribed to them by the new centres regarding the delivery of cattle and the agrarian reforms. This shows Galicia’s limited integration with the central regions of the Habsburg Monarchy.