Wissenschaftliche Innovationen durch kulturelle Marginalität. Jüdische Intellektuelle im Österreich der Zwischenkriegszeit
AuthorsJohannes Feichtinger, Graz
Ausgehend von der Marginalitätstheorie (Robert E. Park) wird der
Zusammenhang zwischen der Sozialisation von Wissenschaftlern in sogenannten
Marginal Culture Areas und kreativen wissenschaft-
lichen Theoriebildungen
untersucht. In den urbanen Zentren Zentraleuropas bildeten vor allem die
assimilierten jüdischen Wissenschaftler einen marginalen Typus aus. Aufgrund
des zunehmenden universitären Antisemitismus entwickelten sie ihre
wissenschaftlichen Theorien in kleinen Zirkeln, interdisziplinären
Zusammenschlüssen außerhalb der Universitäten. Sukzessive entfaltete sich
dort eine höchst innovative "Zweite Wissenschaftskultur". Zwar blieben ihre
Vertreter innerhalb der österreichischen Wissenschaftsinstitutionen
Außenseiter, jedoch erweckten diese bald das Interesse einer inter-
nationalen
scientific community. So waren viele von ihnen auch nach ihrer Vertreibung
in den Aufnahme-
milieus anschlussfähig. Hierfür liefert diese Studie
Beispiele.
Der Beitrag ist dem Band Das Gewebe der Kultur. Kulturwissenschaftliche Analysen zur Geschichte und Identität Österreichs in der Moderne. (hg. v. Johannes Feichtinger und Peter Stachel) entnommen.
The connection between the socialisation of academics in so-called marginal culture areas and creative academic theory production is investigated in this article, based on the theory of marginality (Robert E. Park). In the urban centres of central Europe particularly the assimilated Jewish academics constituted a marginal type. On the basis of increasing university antisemitism they developed academic theories in small circles and interdisciplinary communities outside of the universities. Hence, there developed a highly innovative "second academic culture". Although their representatives remained outsiders in the Austrian academic institutions, they soon raised the interest of an international scientific community. Thus many of them were able to find connections in their receiving milieus after their expulsion from the country. This study provides examples for this phenomenon.
This contribution is taken from the volume Das Gewebe der Kultur. Kulturwissenschaftliche Analysen zur Geschichte und Identität Österreichs in der Moderne. (hg. v. Johannes Feichtinger und Peter Stachel).