"Ergänzungsraum Südosteuropa". Konzepte und Strategien des Mitteleuropäischen Wirtschaftstags und die Europapolitik im Zeichen der Südosterweiterung
Projekt im Rahmen des universitären Forschungsschwerpunkts Europäische Integration und südöstliches/östliches Europa [Hompage].
Zu den einflussreichsten nichtstaatlichen Institutionen der Raum- und Wirtschaftsplanung in Mitteleuropa in der Zeit zwischen dem Ende des Ersten und dem Ende des Zweiten Weltkrieges gehörte der 1925 in Wien gegründete und 1930/31 von seiner "Deutschen Gruppe" in Berlin übernommene Mitteleuropäische Wirtschaftstag (MWT).
Die von ihm entwickelten wissenschaftlich basierten Strategien zur europäischen Raum- und Wirtschaftsordnung waren von der Vision eines starken Mitteleuropa geleitet. Sie zielten darauf ab, den "Kernländern" Deutschland und Österreich, deren Vereinigung er anstrebte, die Länder Südosteuropas (insb. Jugoslawien, Bulgarien, Rumänien und Griechenland) als "Ergänzungsraum" zuzuordnen. Als solcher sollte er einerseits Ressourcen (Agrarprodukte, Erze) bereitstellen, andererseits aber als Absatzmarkt für deutsche und österreichische Industrieprodukte dienen.
Das Forschungsvorhaben verbindet wissenschaftshistorische Untersuchungsansätze mit wirtschafts-, sozial- und politikhistorischen Fragestellungen. Sein Ziel ist zunächst, die Generierung des Planungswissens zu rekonstruieren, aus dem der MWT seine raumordnerischen und wirtschaftspolitischen Konzepte entwickelte. Diese Konzepte werden im Hinblick auf ihre Wechselwirkungen mit den politischen und militärischen Entwicklungen in der Region analysiert und ihre vom MWT angeregte und beeinflusste praktische Umsetzung untersucht. Ihre Wirkungsgeschichte wird dabei über die Epochengrenze von 1945 hinaus weiterverfolgt und daraufhin überprüft, inwieweit sich in aktuellen Strategien der Europapolitik, besonders der EU-Erweiterung nach Südosteuropa, historische Kontinuitäten widerspiegeln.
Dr. habil. Carl Freytag bearbeitet in einer Monografie den oben dargestellten Themenkomplex der Raum- und Wirtschaftsplanung im Hinblick auf die Konstruktion Südosteuropas als "Ergänzungsraum", die Frage der Generierung und Aufbereitung des dazu nötigen Planungswissens und seiner Umsetzung in die Praxis sowie die Wirkungsgeschichte nach 1945.
MMag. Ian Innerhofer erforscht im Rahmen einer Dissertation in Anknüpfung an die Aktivitäten des MWT die Rolle der Bevölkerungswissenschaften bei der Raumplanung in Südosteuropa. Das Schwergewicht seiner Arbeit liegt auf dem ehemaligen Jugoslawien.
Die Forschungsergebnisse werden während eines Workshops vom 26. bis 28. Juni 2008 und einer Abschlusstagung im Herbst 2009 vorgestellt und in einem Sammelband veröffentlicht.
Mitarbeiter/innen:
Leitung: Univ.-Prof. Dr. Carola Sachse
Koordination: Dr. habil. Carl Freytag
Assistent in Ausbildung: MMag. Ian Innerhofer
Forschungsassistentin: Dr. Tamara Scheer
Kontaktperson:
Dr. Tamara Scheer
Forschungsassistentin
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