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Das Editionsprojekt "Hans Kelsen Werke"

Person und Werk Hans Kelsens

Hans Kelsen (1881-1973) dürfte zu dem kleinen erlauchten Kreis einer rechtswissenschaftlichen Légion d’honneur zu zählen sein, deren Status als Klassiker im globalen Maßstab außer Streit steht. Sein Name steht für ein rigoroses Programm wissenschaftlicher Methodenreinheit. Als Rechtswissenschaftler treibt ihn die Wissenschaftlichkeit seiner eigenen Disziplin, der Jurisprudenz in ihren zahlreichen Subdisziplinen, um. Daneben ist es sein zentrales Bemühen, den Selbstand und die Eigengesetzlichkeit des Rechts als einem eigengearteten sozialen Steuerungsinstrument auszuleuchten. Die – beiden Elementen Rechnung tragende – "Reinheit" seiner Rechtslehre ist weder Ausdruck eines a- oder gar antipolitischen Rechtsverständnisses noch Folge eines politikflüchtigen und realitätsverweigernden Normativismus. Denn Kelsens dynamische Deutung von Recht(sordnung und -erzeugung) ist stärker als nahezu jede andere Rechtskonzeption darauf aus, mit ihrem Identifikations- und Analyseinstrumentarium die politisch-realen Faktoren der Rechtsgewinnung zu erfassen, zu beschreiben und als zentrale Antriebskräfte des normativ gestuften Rechtsgewinnungsprozesses auszuweisen.

Kelsens wissenschaftliches Œuvre umfasst neben seinen bahnbrechenden Arbeiten zur Rechtstheorie zahlreiche Beiträge zu Theorie und Dogmatik des Staats- und Völkerrechts, zur Rechtssoziologie ebenso wie zur Rechts-, Staats- und Sozialphilosophie. Sein publiziertes Werk zählt deutlich mehr als 17.000 Seiten, deckt mehr als sechs Jahrzehnte des Forschens und Schreibens ab, ist über mehrere Kontinente verstreut erschienen und in mehr als zwei Dutzend Sprachen übersetzt worden. Der wissenschaftliche Nachlass ist bislang nur zu Teilen erschlossen und ausgewertet.

Die Edition "Hans Kelsen Werke"

Der unbestreitbaren Bedeutung und ungebrochenen Aktualität Kelsens zum Trotze fehlt es bislang an einer – sowohl die geographisch-sprachlichen wie disziplinären Grenzen überschreitenden – Gesamtausgabe der Werke. Daher wird in Kooperation mit der Bundesstiftung Hans Kelsen-Institut, Wien, unterstützt durch einen Beraterstab von international ausgewiesenen Kelsen-Experten sowie unter verlegerischer Betreuung der Verlages Mohr Siebeck, Tübingen, eine historisch-kritische Edition unter dem Namen "Hans Kelsen Werke (HKW)" veranstaltet. Die "Hans Kelsen Werke" erstrecken sich auf das Gesamtwerk und nutzen auch den wissenschaftlichen Nachlass. Sie umfassen gleichermaßen selbständige, monographische wie unselbständige Schriften, gleichermaßen zu Lebzeiten und postum publizierte wie bislang noch nicht publizierte Werke. Um den – gerade für die Einordnung in das Gesamtwerk außerordentlich wichtigen – Entstehungskontext tunlichst zu wahren, werden die veröffentlichten authentischen und autorisierten Texte in der Folge ihrer Originalpublikation gereiht; bei den bislang nicht publizierten Schriften Kelsens wird mutatis mutandis verfahren. Die Beiträge werden in der Sprache ihrer Erstveröffentlichung respektive Abfassung, namentlich also in Deutsch (rund 60 Prozent) und in Englisch (mehr als 30 Prozent), abgedruckt. Nachdrucke und Übersetzungen werden in den Anmerkungen vollständig bibliographisch nachgewiesen. Die bedeutsamsten, in besonderer Weise heute noch aktuellen Arbeiten sollen von namhaften Kelsen-Forschern aus der ganzen Welt mittels knapper, Kontext, Bedeutung und Wirkungsgeschichte umreißender Einführungsbeiträge auch für Nicht-Spezialisten "aufgeschlossen" werden. Jedem Band werden ein Personen- und ein Sachregister beigefügt; darüber hinaus wird der letzte Band der Edition neben dem (Personen- und Sach-)Gesamtregister chronologisch, thematisch und alphabetisch geordnete Bibliographien enthalten.

Band 1 mit dem publizierten Texten aus den Jahren 1905-1910 umfaßt X und 719 Seiten und ist 2007 erschienen. Den frühesten Veröffentlichungen beigefügt sind biographische Zeugnisse Kelsens (Selbstdarstellung, 1927; Autobiographie, 1947).

Kelsens Habilitationsschrift aus dem Jahr 1911, Hauptprobleme der Staatsrechtlehre entwickelt aus der Lehre vom Rechtssatze, ist in HKW 2 in zwei Teilbänden mit IX und 1000 Seiten im Dezember 2008 erschienen.

Kontakt: Prof. Dr. Matthias Jestaedt
Hans-Kelsen Forschungsstelle Erlangen am Lehrstuhl für Öffentliches Recht
Institut für Staats- und Verwaltungsrecht
Schillerstr. 1
91054 Erlangen


kelsen-forschungsstelle@jura.uni-erlangen.de
Link zu Website oder Homepage: www.hans-kelsen.org/
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