Buchpräsentation - Eleonore Lappin, Bernhard Schneider (Hg.): Die Lebendigkeit der Geschichte. (Dis-)Kontinuitäten in Diskursen über den Nationalsozialismus. St. Ingbert: Röhrig 2001 (Österreichische u. internationale Literaturprozesse 13)
AutorenEleonore Lappin, Wien
Dass die Zeit und die Verbrechen des Nationalsozialismus aktuelle Wirksamkeit besitzen, ist kein Postulat aufgrund eines moralischen, ökonomischen oder sonstigen Kalküls. Vielmehr ist die Virulenz der Geschichte in vielen, bei genauem Hinsehen in nahezu allen gesellschaftlichen Bereichen zu beobachten, ja, es handelt sich in mancher Hinsicht um eine universelle Rahmenbedingung. Gesellschaftliche Diskurse sind in hohem Maße von Bezugnahmen auf das Thema Nationalsozialismus geprägt. Sie sind einerseits vom Versuch bestimmt, Kontinuitäten zu brechen und "Auschwitz" als das "Ende der Geschichte" zu begreifen, das einen neuen Anfang nötig macht: Erinnerung als Mahnung. Andererseits wurde und wird das Thema "beschwiegen" und verdrängt und ist durch seine Ausgrenzung gleichermaßen zum kommunizierenden Faktor des Diskurses geworden.
That the era and the crimes of National Socialism still are of great relevance is by no means the result of any moral or economic calculation. On the contrary, if one takes a closer look at history, its universal significance for most social fields can be observed and in some respects even be seen as their basic condition. To a high degree social discourses pay reference to National Socialism, trying to beak up continuities and to understand "Auschwitz" as the "end of history" and hence to necessitate a new "beginning", and to establish memory as admonition. On the other hand, the subject was concealed or even repressed, and has - maybe just due to this exclusion - become the crucial blind of every contemporary discourse at the same time.
