Die Kádár-Zeit in der kollektiven Erinnerung
AutorenGábor Gyáni, Budapest
Angesichts der immer wieder aufflammenden Diskussion über Ungarns diktatorische Vergangenheit versucht der Historiker Gábor Gyáni, dem Phänomen der Kádár-Nostalgie aus einer spezifischen Perspektive zu begegnen. Während die ungarische Gesellschaft - zumindest jener Teil, der bereit ist, sich mit den Verbrechen der Vergangenheit auseinanderzusetzen - meistens "die Politiker" und/oder die politische Elite für die Unzulänglichkeit des Umgangs mit der kádáristischen sanften Diktatur verantwortlich macht, vermutet Gyáni, dass es fast die ganze ungarische Gesellschaft ablehnt, mit ihrer eigenen Kollaboration konfrontiert zu werden, die das alte System am Leben hielt.
In view of the constant (re)appearance of the discussion of Hungary’s dictatorial past, the historian Gábor Gyáni makes an attempt to overlook the phenomenon of Kádár-nostalgia from a very distinct point of view. While the Hungarian society - at least the part of it which is ready to face the crimes of the past - mostly blames "the politicians" and/or the political elite for the shortcomings of conceiving the Kádárist soft dictatorship, Gyáni suggests that it is the Hungarian society itself which is not ready to face its own collaboration
in making the old system work.
