Medien | Media - Part 72

posted by PP on 2006/12/27 11:16

[ Medien | Media ]

Inwieweit Metaphysik blinzeln kann, versucht ein Beitrag von Frank Hartmann für Telepolis am Beispiel von Emanuel Goldberg aufzuhellen; dabei geht es wesentlich um Vorgeschichten von Technologien des Speicherns und Verarbeitens, darum, wie sich Datenverarbeitung automatisieren lässt.
Schon seit längerem wurde am Mundaneum-Institut in Brüssel an Innovationen im Bereich des Bibliotheks- und Dokumentationswesens gearbeitet. Es gab bereits Vorstellungen eines neuen Hybridmediums, dem "mikrofotografischem Buch" (Paul Otlet und Robert Goldschmidt, 1906) und daraus folgend - die Nationalbibliothek in der Westentasche! Die Mobilisierung gedruckter Information auf "Microfiches" zeitigte zwei Innovationen, die im Grenzbereich von mechanischer und elektronischer Datenverarbeitung angesiedelt sind. Das waren einerseits frühe Formen des Bildschirmarbeitsplatzes, wo Mikrofilm auf spezielle Leseflächen projiziert wurde, und andererseits mechanische Suchmaschinen, die wie zuvor die Karteikarten codierte Informationen über die Dokumente selektierten.
In einem zeitgenössischen Pressebericht ist die Rede von "Wundertischen, in deren Inneren sich eine ganze Bibliothek auf Filmen befindet". Und bereits 1926 ist in einem publizierten Bericht davon die Rede, dass dies die "Erfindung Gutenbergs weit in den Schatten stellen muss", und weiter:
"Diese Erfindung des Doktor Goldberg ist notwendig. Sie korrespondiert sozusagen mit der des Flugzeugs und des Radios. Wie diese den Planeten aufs engste zusammengerückt haben, so rückt die Mikrophotographie den geisten und seelischen Niederschlag der Menschheit auf den kleinstmöglichen Raum zusammen und schafft die Möglichkeit, die verloren zu gehen droht, diesen Niederschlag zu übersehen und zu benutzen. Die Metaphysik blinzelt."
Und nicht von ungefähr hat - mit wenig technischem Fachverständnis zwar, doch umsomehr Aufmerksamkeit für die neue Medienwirklichkeit - Walter Benjamin 1931 von den philosophischen Fragen gesprochen, die im Zusammenhang von Fotografie und einer "Literarisierung aller Lebensverhältnisse" auftauchen.

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Senior Editor

Seitenwechsel. Geschichten vom Fußball. Hgg. v. Samo Kobenter u. Peter Plener. Wien: Bohmann 2008, 237 pp.
(Weitere Informationen hier)
Transcarpathica. Germanistisches Jahrbuch Rumänien 3-4/2004-2005. Hgg. v. Andrei Corbea-Hoisie u. Alexander Rubel. Bukarest/Bucuresti: Editura Paideia 2008, 336 pp.
[Die online-Fassung meines Einleitungsbeitrags "Thesen zur Bedeutung der Medien für Erinnerungen und Kulturen in Mitteleuropa" findet sich auf Kakanien revisited (Abstract / .pdf).]
Seitenweise. Was das Buch ist. Hgg. v. Thomas Eder, Samo Kobenter u. Peter Plener. Wien: Bundespressedienst 2010, 480 pp.
(Weitere Informationen hier wie da, v.a. auch do. - und die Rezension von Ursula Reber findet sich hier [.pdf].)
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