Veranstaltungen | Events - Part 29

posted by PP on 2005/06/17 11:35

[ Veranstaltungen | Events ]

Wer sich für Stadtforschung und deren methodologische Ansätze interessiert, könnte morgen Samstag am Beispiel Wiens einige hochklassige incentives bekommen:

Das Institut für Zeitgeschichte führt in Kooperation mit dem Tanzquartier Wien die Veranstaltung Radikal Lokal - Wien Theorie durch.
Die Auseinandersetzung mit dem Phänomen des Raumes hat in den letzten Jahren eine unerwartete Aktualität bekommen. Diese reicht von politischen Bewegungen, die sich die „Wiederaneignung“ von öffentlichen Plätzen und Straßen zum Ziel setzen, zur Umdeutung von Quartieren durch nomadisierenden urbanen Szenen, der Collage autonomer Architekturen ansteller homogener Stadtpanung, der Semi-Privatisierung des öffentlichen Raumes und der Überhandnahme von Überwachungssituationen, bis zu den theoretischen Verfeinerungen der Konzepte von globalen und lokalen Räumen. "Wien Theorie" geht im Rahmen von "Radikal Lokal" Wechselwirkungen zwischen globalen Regeln (Raum) und lokalen Praktiken und Aneignungen (Ort) auf verschiedenen Ebenen nach: Auf der des "mappings" der Stadt bzw. des Verhältnisses von lebensweltlichen und kartographischen Ordnungsbildern; auf derjenigen der Imprägnierung von Stadt-Images und der Konstruktion von Orten durch Medien; auf derjenigen der Verhandlung von lokaler Tradition und transnationalen Diskursen in Architektur und Stadtplanung; und auf derjenigen der Entwicklung einer neuen urbanen Öffentlichkeit durch interaktive Kommunikationsmedien.

Physische Orte und ihre materiale wie alltagsmythische oder symbolische Beschaffenheit werden als Bezugspunkte für Identitäts- und Differenzproduktionen betrachtet und als Anker für Widerständigkeit gegen transnationale Vereinheitlichungsprozesse betrachtet.

Die Ökonomie, die Technologie, die Migrationsströme und die Medien schaffen entterritorialisierte Beziehungsgeflechte, die als "Financescapes", "Ethnoscapes", "Mediascapes" usw. über gewohnte politische Geographien hinweg zirkulieren. Sie tragen allerdings auch, wie Arjun Appadurai sagt, zur Neuerfindung lokaler Tradition bei. Das Rechnen auf die Effekte globaler Regeln vor Ort stellt sich also gegen naive nostalgische oder sentimentale Vorstellungen und Repräsentationen einer vermeintlich immer schon gegebenen Lokalität.

Zeit, Ort und Programm:
Samstag, 18. Juni 2005, Beginn: 13.00 Uhr
Tanzquartier Wien, Museumsquartier, Studios

  • 13h: Gottfried Pirhofer: Creative Gründerzeit
  • 14h: Michael Loebenstein: Imagining the City. Film / Stadtwahrnehmung
  • 15.30h: Gabu Heindl: Wien between Simmering, Branding and Bratislava – Marke, Region und Problemfall Wien im urbanistischen Diskurs
  • 16.30h: Marc Ries: Überlegungen zu einer Kartographie des Nichtsichtbaren
  • 18h: Karl A. Fröschl: STADT – MASCHINE: Reflexionen über die soziale Konstruktion vonj Urbanität zwischen Funktionalismus und System
  • 19h: Susanne Kratochwil & Josef Benedikt: SCHAUlustige RAUMchoreographien
  • ab 21h: DJ-Line in der Loung im Otto Wagner Pavillon am Karlsplatz: Städte in Stücken & Tracks about Towns – von und mit Drehli Robnik und sissyboy


Und falls es jemand interessiert, so sei hier noch rasch die - wie in solchen Fällen üblich - dezente Aussendung von Drehli Robnik zitiert:
Mit dem jetzt schon sagenumwobene Erfolgsprogramm "Städte in Stücken & Tracks about Towns" haben Drehli Robnik und sissyboy sich für den "Wien Theorie"-Tag des Instituts für Zeitgeschichte der Uni Wien im Rahmen von "radikal lokal" etwas ganz was Besonderes ausgedacht. Und zwar: Gespielt werden moderierterweise ausschließlich Musikstücke, die im Titel (oder im Refrain) von Städten oder Stadtteilen oder Ortschaften handeln. Wahnsinn!
Nur so zum Beispiel: Jim Morrisons "L.A. Woman" oder Rocko Schamonis "Berlin Woman" oder das brennende bzw. callende London von The Clash oder "New York, New York" von Frank Sinatra, Grandmaster Flash und Nina Hagen (jeweils), Louis Armstrongs "Chinatown", Ol´Dirty Bastards "Brooklyn Zoo" und Heinz Conrads´ "Erdberger Gstätt´n", Tocotronics "Freiburg" und "Phoenix" von Daft Punk, nicht zu vergessen die Band, die so heißt (Phoenix, nicht Daft Punk), sowie das "Night Boat to Cairo" von Madness, Dean Martins "Huston", das "Amsterdam" von U.N.P.O.C., "Chicago, Detroit, L.A." von Zoot Woman, Alex Chiltons "Bangkok", Patrick Wolfs "London" und "Paris" und die Y2Ks auf der "Sidney Harbor Bridge". "Zurich Is Stained" laut Pavement, und es ist "Better in Hoboken", wenn wir Franz Ferdinand glauben schenken wollen oder dürfen.
Hinzu kommt laptopbasierte Videoprojektionsunterstützung zur
Orientierung in den Städten in den Stücken von Kollegen Patrick
Anthofer.
Ungefähr so.
Im Sinne des Veranstaltungsreihentitels "radikal lokal" werden wir uns in dem Lokal radikal aufführen. Es wird so arg.
Also wohl auch mit Falco "Ganz Wien". Weil warum: "Vienna calling".

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Senior Editor

Seitenwechsel. Geschichten vom Fußball. Hgg. v. Samo Kobenter u. Peter Plener. Wien: Bohmann 2008, 237 pp.
(Weitere Informationen hier)
Transcarpathica. Germanistisches Jahrbuch Rumänien 3-4/2004-2005. Hgg. v. Andrei Corbea-Hoisie u. Alexander Rubel. Bukarest/Bucuresti: Editura Paideia 2008, 336 pp.
[Die online-Fassung meines Einleitungsbeitrags "Thesen zur Bedeutung der Medien für Erinnerungen und Kulturen in Mitteleuropa" findet sich auf Kakanien revisited (Abstract / .pdf).]
Seitenweise. Was das Buch ist. Hgg. v. Thomas Eder, Samo Kobenter u. Peter Plener. Wien: Bundespressedienst 2010, 480 pp.
(Weitere Informationen hier wie da, v.a. auch do. - und die Rezension von Ursula Reber findet sich hier [.pdf].)
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