Europa | Europe - Part 11

posted by nedad on 2005/11/30 08:51

[ Europa | Europe ]

Am schon morgen beginnenden Workshop Emergenzen am Rande. Medienkonfigurationen um 1900 und 2000 in Budapest werde ich versuchen, ein in der Vergangenheit oft ideologisiertes und inzwischen wieder aktualisiertes sprach- und kulturwissenschaftliches Thema zu behandeln. Im Zeitalter, in dem Englisch als lingua franca die ganze Welt souverän regiert, stellt sich aus dem sprachplanerischen und sprachpolitischen Sinne die Frage, welche Rolle Deutsch angesichts seiner tief verwurzelten Tradition als Verkehrssprache in Mittel- und Osteuropa heutzutage in dieser Region spielen kann.

In meinem Beitrag unter dem Titel Konvergenzen am Rande. Deutsch als Prestigesprache in Südosteuropa um 1900 und 2000 werde ich zeigen, wie sehr sich die Stellung und der Stellenwert des Deutschen in Südosteuropa verändert hat. Während in Bosnien-Herzegowina vor und um die Jahrhundertwende Deutsch sein letztes Kolonisationsgebiet gefunden hat und den dortigen Wortschatz maßgeblich mit zahlreichen „Zivilisationsausdrücken“ des westlichen und vor allem mitteleuropäischen Kulturkreises versorgte, lässt sich heute eine gewisse Diskrepanz im Verhältnis zum Deutsch als Fremdsprache in der ganzen Region feststellen.

So sprechen einerseits Immatrikulationsdaten von germanistischen Instituten aus der ganzen Region und regelmäßige Berichte dortiger Arbeitsämter eine klare Sprache: Deutsch wird als Fremdsprache gelernt. Andererseits fragt man sich aber, ob und wie die Emanzipation dieser Sprache in Südosteuropa einer allgemeinen sprachlichen Globalisierung und Popularität des Englischen und einer offenbar von den deutschsprachigen Ländern nicht klar definierten Sprachpolitik standhalten kann. Darum bedarf Deutsch als Fremdsprache einer klaren Positionierung in der Region, was besonders in Südosteuropa, wo man sich in und seit den letzten Balkankriegen nur aufgrund (oft mangelnder) Englischkenntnisse eine sichere Existenz verschaffen konnte, immer noch nicht der Fall ist. Wenn man noch dazu die (aktuell)politische Dimension mit einbezieht, wird die Lage noch schwieriger.


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