Veranstaltungen | Conferences - Part 22

posted by hoefi on 2005/08/26 13:38

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"Die Slavistik wird immer mehr zu einer bedrohten Art. Mit Galgenhumor könnte man ein Jahr der Slavistik ausrufen, so wie aussterbende Tiere oder Pflanzen einen letzten Abgesang erhalten."

, so charakterisierte Prof.
Herta Schmid
, Professorin für Westslavische Literaturen und Kulturen an der Uni Potsdam
im vergangenen Jahr die Situation der Slawistik an den deutschen Universitäten, die vielerorts ihre Institute für Slawistik geschlossen oder empfindlich reduziert haben. Von Mittelabbau und Stellenstreichungen sind als erstes die kleinen Slawinen betroffen, zu diesen gehört auch die Bohemistik. Angesichts dieser besorgniserregenden Situation diskutieren Expertinnen aus verschiedenen Universitäten und anderen wissenschaftlichen Institutionen über zukunftsweisende Wege für die deutsche Bohemistik, über wegweisende Erfahrungen, neue Modelle, künftige Finanzierungsmöglichkeiten und interdisziplinäre Perspektiven bei freiem Eintritt am
Freitag, dem 16.09.2005 ab 18:00 Uhr in der
Botschaft der Tschechischen Republik
Wilhelmstraße 44
10117 Berlin.
Die Botschaft bittet um telefonische Anmeldung unter 208 2592 oder per Mail bis zum 14.09.2005.

Moderiert wird die Veranstaltung, deren Hauptorganisator das Tschechische Zentrum" in Berlin ist, vom Politikwissenschaftler, Slawist und Redakteur der Zeitschrift Osteuropa, Volker Weichsel.

Wir erinnern uns: Es war im Jahre 1998, als in der Zeitschrift "Osteuropa" im Jahrgang 48, Heft 2, unter dem Titel "Vorwärts in die Vergangenheit? Zur Zukunft der Osteuropaforschung" Thomas Bremer, Wim van Meurs und Klaus Müller eine wahre Lawine an Diskussionsbeiträgen lostraten. Es war insbesondere Eva Hahn, die sich in ihren diesbezüglichen Beiträgen mit der Zukunft der Bohemistik beschäftigte. Die Diskussion speziell dazu wurde in der Folge ausgesprochen kontrovers geführt – wie kontrovers, mag u.a. die Tatsache verdeutlichen, dass sich das Collegium Carolinum in München, an dem Hahn jahrelang tätig war, und Hahn wenig später überraschend trennten. Wie immer mag auch hier die Zeit obsiegen bzw. entscheiden, wem damit mehr geschadet wurde – jedenfalls lehrt Eva Hahn nun an der Carl-von-Ossietzky-Universität in Oldenburg, informiert auf ihrer eigenen Homepage über die Bohemistik-Diskussion und erhebt weiterhin ihre widerständige Stimme gegen den weiteren Abbau der Bohemistik als Universitätsfach - siehe bspw. den Brief an den Rektor der Uni Bern.

Wie wird es nun mit der Bohemistik weitergehen? In welche Richtung geht die Osteuropaforschung, bei deren Nennung sich unweigerlich auch die Erinnerung an die nationalistisch geprägte "Ostforschung" bzw. "Deutschtumsforschung" aufdrängt? Noch immer scheinen sich Stereotypen vom "Wilden Osten", wenn auch manchmal in ironischer Spiegelung, zu perpetuieren, wenn man den Bericht über den diesjährig in Berlin abgehaltenen 7. Weltkongress der Ostforscher unter dem Titel Europe – Our Common Home? organisiert vom International Council for Central and East European Studies sowie der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde e.V., in der "Welt" liest, der unter dem Titel Noble Wilde erschien. Freilich, das ist hier ironisch gespiegelt, doch immerhin - allem postkolonialen Diskurs zum Trotze ist es noch immer eine "eye-catching headline" wert und gewinnt somit affirmativ-suggestive Kraft!

Dennoch - die Forschung MUSS weitergehen, denn das ist ihr ureigenstes Wesen - und sie wird es auch, mögen sich auch Politiker immer wieder neue Schikanen ausdenken, die in der FAZ vom 13.07.2005 unter dem sinnigen Titel "Sandkastenspiele - Osteuropa gehört nach Marburg und nicht nach Gießen" beschrieben werden. Wer vom Fach ist, weiß es längst: In Gießen soll ein Zentrum der Osteuropaforschung entstehen - und warum augerechnet dort, und nicht in Marburg, das ja durch die Anwesenheit des renommierten Herder-Instituts als viel geeigneter erschiene – nun, das mögen uns die verantwortlichen Politiker einmal schlüssig erklären!


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