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Collegium Hungaricum

Eines der bedeutendsten Denkmäler Wiens mit ungarischer Vergangenheit ist das Palais Trautson (früherer Name: Leibgardepalais). 1760 wurde es zum Sitz der von Maria Theresia in demselben Jahr gegründeten ungarischen königlichen adeligen Leibgarde, und mit einer kleinen Unterbrechung zwischen 1848 und dem Ausgleich blieb er es auch bis zum Zusammenbruch der Monarchie. Unter den ersten Leibgardisten befanden sich die ungarischen Vorreiter der Aufklärung, die Leibgardenschriftsteller, die vom Geiste Wiens geprägt waren und während ihres Dienstes in Wien mit dem europäischen Horizont in Berührung kamen.

Nach der Auflösung der Leibgarde diente das Palais als Sitz ungarischer Ämter, welche sich mit der Aufteilung der gemeinsamen Güter der Österreichisch-Ungarischen Monarchie befaßten. Außerdem gewährte es ungarischen Staatsstipendiaten auch Unterkunft. Die ersten zwei Stipendiaten zogen im Oktober 1920 in das im selben Jahr gegründete Institut für Ungarische Geschichtsforschung in Wien. Im Herbst 1924 wurde - ebenfalls im Gardepalais - das Collegium Hungaricum eröffnet, in dem außer Historikern Stipendiaten von allen wissenschaftlichen Bereichen vertreten waren. Beide Institutionen - die ersten Auslandsinstitute in Österreich überhaupt - waren bis 1948 im Palais Trautson untergebracht.

In der Zwischenkriegszeit waren die hervorragendsten ungarischen Wissenschafter, die Vertreter der sich formierenden "Akademikerelite", Staatsstipendiaten und Gäste der beiden Institute. Die Überzahl der Geisteswissenschafter ist begründet: bis heute befindet sich die Hälfte jener Quellen in Wien, die sich auf die letzten 400 Jahre der ungarische Geschichte beziehen.

Infolge der kommunistischen Machtübernahme in Ungarn und des kalten Krieges wurde die Tätigkeit der ungarischen Kulturinstitute ab 1949, wenn auch nicht rechtlich, aber in der Praxis eingestellt. 1961 wurde auch das Gardepalais, ungeachtet seiner ungarischen Vergangenheit und kulturhistorischen Bedeutung vom ungarischen Staat verkauft. Das Gebäude wurde vom heutigen Besitzer, dem Bundesministerium für Justiz am Ende der 60er Jahre umgestaltet.

Das Collegium Hungaricum übersiedelte 1963 in sein heutiges Gebäude (1020 Wien, Hollandstraße 4). Seine Aufgaben änderten sich im Vergleich zu früher wesentlich: Es ist nicht mehr nur eine wissenschaftliche Werkstätte, sondern auch ein Kulturinstitut. Das Collegium betreut seit seiner Neugestaltung postgraduierte staatliche Stipendiaten. Die meisten von ihnen sind auch weiterhin Geistes- bzw. Sozialwissenschaftler. Das Collegium versucht den mit einem anderen Stipendium in Wien weilenden ungarischen Forschern und ca. 1000 Studenten mit ungarischer Staatsbürgerschaft mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Es spielt eine aktive Rolle in der Intensivierung der österreichisch-ungarischen kulturellen und wissenschaftlichen Beziehungen. Durch kulturelle Veranstaltungen - Ausstellungen, Lesungen, Konzerte, Filmvorführungen, wissenschaftliche Vorträge, Kinderprogramme - und durch Sprachkurse werden die traditionell guten Beziehungen zwischen den beiden Ländern weiter vertieft.
magdolna.kocziha@collegiumhungaricum.at

Link zu Website oder Homepage: www.collegium-hungaricum.at
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