Titel

Treffen durch Zeit und Raum

Autoren

Juliet Kershaw / Karen Virag,  Edmonton

Den Anlass für diesen Beitrag stellt der Briefwechsel zwischen Juliet Kershaws jüdischen Großeltern väterlicherseits aus Budapest und deren Sohn András Kirschner, Juliets Vater, dar. András Kirschner hatte Ungarn verlassen, um in England zu studieren. Nach Ausbruch des Krieges wurde Kirschner mit anderen jungen Männern aus Osteuropa als "feindlicher Ausländer" in England interniert. Als den britischen Behörden bewusst wurde, dass es dumm war, Hitlers Feinde zu internieren, wurden die jungen Männer für Kommandoeinheiten, die unter dem Namen "Britische Truppen" firmierten, rekrutiert. Dabei wurden sie gezwungen, ihre Namen und Identitäten in britische zu ändern. Die Aufgabe dieser Truppen war die Durchführung von Spionagetätigkeiten auf dem Kontinent. Im Falle Kirschners war der Identitätswechsel so perfekt, dass Juliet erst mit fast zwanzig erfuhr, dass ihr Vater Jude war.
Allen geschichtlichen Ereignissen zum Trotze konnten Kirschner und seine Eltern ihre umfangreiche Korrespondenz fortsetzen - die Briefe gingen nach dem Tode des Vaters in Juliet Kershaws Besitz über.

Die Briefe dienen als Ausgangspunkt für die hier dokumentierte Diskussion über familiäre, politische und zeitliche Netzwerke statt, die ebenfalls in Briefform geführt wurde. Dabei werden folgende Themen behandelt: Das Verhältnis zwischen Vergangenheit und Gegenwart und wie Briefe dieses Verhältnis vermitteln; weiters die Vermittlung selber und inwieweit sowohl die Identität des Aktanten als auch jene der Rezipienten die vermittelte Botschaft transformieren; darüber hinaus die Idee der Stabilität von Identitäten und inwiefern das Verstehen einer Botschaft von dieser Identität im Voraus bestimmt und auch beeinflusst wird. Nicht zuletzt wird der kulturelle Raum der kanadisch-ungarischen Diaspora beleuchtet werden sowie insbesondere deren stetes Bemühen, ihren Platz innerhalb eines anderen Netzwerkes zu definieren und behaupten: in der ethnokulturellen Landschaft Kanadas.

This presentation concerns a series of letters written at the time of WWII and exchanged between Juliet Kershaw's Jewish paternal grandparents, in Budapest, and their son, Kershaw's father, Andras Kirschner, who had left Hungary to study in England. At the outbreak of the war, Kirschner, along with other young men from Eastern Europe, was interned in England as an enemy alien. Eventually, British authorities realized the foolishness of interning Hitler's enemies, so they recruited the young men into a squad of commandoes known as the British Troop, all of whom were forced to exchange their real names and identities for British ones. Their mission was to carry out espionage activities on the continent. So successful was the transformation that Juliet was in her late teens when she first learned that her father was a Jew. Throughout all these trials, the Kirschner and his parents somehow continued to maintain a voluminous correspondence, which came into Juliet Kershaw's possession after the death of her father.

The letters will provide the touchstone for a discussion, presented in epistolary form, about family, political and temporal networks. We will touch on the relationship between the past and the present, and how letters mediate that relationship; agency, and how the identities of both the agent and the audience mitigate the message; the notions of the fixedness of identity and how one's understanding of a message is predicated on and affected by that identity. Finally, we will examine that cultural space known as the Canadian-Hungarian diaspora, with particular reference to its continual efforts to define and place itself inanother network: the Canadian ethnocultural landscape.

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