"... stets im Zusammenhang des Ganzen..." Metaerzählungen der politischen Lager Österreichs um 1900
AutorenWerner Suppanz, Graz
Holistische Modelle waren paradigmatisch für die österreichische politische Kultur um 1900, um soziale Phänomene zu erklären und "Rezepte" für die Rekonstruktion einer sich "auflösenden" Gesellschaft in einer Periode der Individualisierung, Fragmentierung und Pluralisierung anzubieten. Die drei politischen "Lager" der Sozialdemokratischen, Christlichsozialen und Deutschnationalen Parteien betrachteten dabei "Liberalismus" als den gemeinsamen Feind, u.a. auch auf der kulturellen Ebene. Dennoch basierten deren Diagnosen der Gesellschaft auf unterschiedlichen Metaerzählungen und boten unterschiedliche und teilweise inkompatible Konzepte für die Herstellung bzw. Wiederherstellung von gesellschaftlicher Ganzheit an.
Holistic models to explain societal phenomena as well as to offer recipes for the reconstruction of society in a period of individualization, fragmentation, and dissolution were a characteristic feature of political discourse in Austria around 1900. The three political camps, the socialdemocratic, the Christian conservative, and the German national camp, considered liberalism as a common enemy, among others on a cultural level. However, their diagnoses of society resulted from differing metanarratives and offered incompatible concepts of a renewed wholeness.
