Für die Mitglieder einer Gruppe ist die Frage invidueller, sozialer, gesellschaftlicher, nationaler oder supranationaler Identität essenziell, weil sie die prinzipiellen Richtlinien für das Verhalten und Selbstverständnis innerhalb einer Gruppe vorgeben. In der Regel spiegelt die 'Identität' kulturelle Standards und Normen des menschlichen Lebens als Teil einer bestehenden Gemeinschaft wider. Insofern ist 'Identät' ebenfalls in Relation zur "Außenwelt" wichtig, in Beziehung auf "die Anderen", die nicht Mitglieder der jeweiligen Gruppe sind. Kenntnis der 'Identitä' erlaubt dem Außenstehenden, Verhaltensweisen, Standards, Normen und Praktiken einer bestimmten Gruppe vorher zu sehen.

Im vorliegenden Beitrag widme ich mich der europäischen Dimension der tschechischen Identität und ihrer Rolle für den Beitrittsprozess zur Europäischen Union. Ziel ist herauszuarbeiten, in welchem Grad sich die Tschechen selbst als Europäer betrachten, und inwieweit sich dies im Beitrittsprozess widerspiegelt. Zunächst wende ich mich den Konzepten von 'europäischer Identität' und von 'zentraleuropäischer Identität' in ihren Grundlagen und der Art ihrer Repräsentation zu. In einem zweiten Schritt werden die Grundlagen der tschechischen Identität und deren Niederschlagung in der Charakterisierung des "typisch" Tschechischen untersucht. Ich werde die hauptsächlichen historischen, sozialen und politischen Prozesse, die die Bildung einer spezifischen tschechischen Identität unterstützen, in ihrer "lebensweltlichen" Praxis erfragen. Zuletzt steht die europäische Dimension der tschechischen Identät zur Debatte.