Titel

Deutsch-jüdische Identitäten in Autobiografien ungarischer Juden des ausgehenden 19. Jahrhunderts

Autoren

Péter Varga,  Budapest

Die Autobiographien deutschsprachiger Juden in Ungarn des ausgehenden 19. Jahrhunderts zeugen von einer großen Variabilität jüdischer Selbstwahrnehmungs-
möglichkeiten. Im Laufe eines äußerst mühsamen Integrationsprozesses erfuhren Juden sowohl negative, antisemitische, aber auch positive, entgegen-
kommende Reaktionen von ihren jüdischen und nichtjüdischen Mitbürgern. Karl Goldmark, Arthur Holitscher, Arthur Koestler und Wilma von Vukelich gehörten alle zum jüdischen Großbürgertum, dessen innere Entwicklung oft wesentlich von der Geschichte des Judentums in seiner Gesamtheit abweicht. Auch wenn eine Integration in die mehrheitliche Gesellschaft scheinbar gelungen ist, reagierte ihre nichtjüdische Umwelt sehr ambivalent auf diese assimilatorischen Bestrebungen und betrachtete sie noch lange nach ihrer restlosen sozialen, kulturellen und vielleicht auch religiösen Anpassung noch immer als Juden. Wenn wir ihre eigenen Lebenserinnerungen in Hinsicht auf diese Erlebnisse befragen, werden wir aus nächster Nähe Zeugen dieses inneren Identitätswandels. Auch wenn über diesen Wandel retrospektiv und selektiv berichtet wird, können wir die Glaubwürdigkeit dieser Berichte nicht bestreiten. Daher tragen diese Selbstzeugnisse ganz gewiss zu einem nuancierten Bild und komplexeren Verständnis des deutschsprachigen Judentums in Ungarn bei.

Der Beitrag ist dem Band Mehrdeutigkeit. Die Ambivalenz von Gedächtnis und Erinnerung (Hg. von Moritz Csáky Moritz und Peter Stachel) entnommen.

The autobiographies of German-speaking Jews in late 19th century Hungary demonstrate the high variability of Jewish self-perceptions. In the course of an extremely difficult process of integration, Jews experienced both negative, antisemitic and positive, supportive reactions by their Jewish and non-Jewish compatriots. Karl Goldmark, Arthur Holitscher, Arthur Koestler and Wilma von Vukelich all belonged to the Jewish upper middle class, the development of which often diverged quite significantly from Jewish history as a whole. Even if their integration into the majority society appeared to have been successful, their non-Jewish environment reacted very ambivalently to these aims of assimilation and perceived them as Jews even long after their complete social, cultural and maybe even religious adaptation. By researching their own memories of their lives with a view to these experiences, we will gain a close insight into this inner change of identity. Even where this change is reported on retrospectively and selectively, we cannot doubt the credibility of these reports. Thus these testimonies can certainly contribute to a nuanced image and thus more complex understanding of German-speaking Jews in Hungary.

This article was taken from the volume Mehrdeutigkeit. Die Ambivalenz von Gedächtnis und Erinnerung. (Ed. by Moritz Csáky Moritz und Peter Stachel).

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