Ein Staat, der an einem Sprachfehler zu Grunde ging. Die "Vielsprachigkeit" des Habsburgerreiches und ihre Auswirkungen
AutorenPeter Stachel, Wien
Die Österreichisch-Ungarische Monarchie war ein vielsprachiger Staat, damit auch ein Staat vieler soziokultureller Räume. Die Politisierung sprachlicher Unterschiede, also ihre Erhebung zum primären Identitätsmerkmal von Individuen und Gruppen, stand einer vereinheitlichenden Modernisierung der politischen Verwaltung im Wege, da Normierungs-
bestrebungen in diesem Bereich als Versuche auf-
gefasst wurden, nationale Dominanz durchzusetzen. Das besondere Interesse österreichischer Schriftsteller und Philosophen an Problemen der Sprache erklärt sich zumindest teilweise aus diesem hoch politisierten vielsprachigen Umfeld, für dessen Analyse sich kulturwissenschaftliche Fragestellungen, die sich mit Problemen der Identitätsstiftung und der sprachlichen Vermitteltheit sozialer Realitäten beschäftigen, in besonderem Maße eignen.
Der Beitrag ist dem Band Das Gewebe der Kultur. Kulturwissenschaftliche Analysen zur Geschichte und Identität Österreichs in der Moderne. (hg. v. Johannes Feichtinger und Peter Stachel) entnommen.
The Austro-Hungarian Monarchy was a multilingual state and a state of many social and cultural spaces. The growing "politisation" of languages, turning them into the primary identity-marker of individuals and groups, became an obstacle for the unification and modernisation of the administration as setting common standards was interpreted as an attempt, to produce national dominance of one group over the others. The special interest of Austrian writers and philosophers in problems of language and its use, can be explained as a reaction to these highly politicised multilingual context. For the analysis of this correlation methods of contemporary culture studies are useful, as they deal with problems of identity-politics and the lingual imparting of social reality.
This contribution is taken from the volume Das Gewebe der Kultur. Kulturwissenschaftliche Analysen zur Geschichte und Identität Österreichs in der Moderne. (hg. v. Johannes Feichtinger und Peter Stachel).
