Mehr als der Fall des Kommunismus beeinflusst das veränderte Zivilisations- und Globalisationsparadigma die Literaturwissenschaft Südosteuropas. Als "Humanisten" sind wir Literaturhistoriker mit der Aufgabe der Wahrung der Nationalliteratur betraut, aber in Zeiten, die von Schlagworten wie "Multikulturalismus" bestimmt werden und die offen gegenüber dem Anderen und Fremden sind, ist dies zu einer anachronistischen Aufgabe geworden. Literatur und ihre Klassiker werden jetzt durch die neuen, populären Medien abgelöst, und für die Literatur ist die Schule ein letzter und einziger Zufluchtsort geworden. Literaturwissenschaft wird wohl um den Preis der Marginalisation, in die sie durch die stets schwindende Bedeutung ihres Gegenstandes gedrängt wird, am Leben bleiben können, wenn sie ihre elitäre Haltung in ästhetischen Fragen aufgibt und sich einerseits der populären Literatur und der neuen Medien annimmt.