Titel

Staatsbürgerschaft und Vertreibung - Bericht über ein Projekt der Historikerkommission

Autoren

Hannelore Burger / Harald Wendelin,  Wien

Die geringe Zahl jüdischer Remigranten nach 1945 - nur wenige Tausend kehrten auf Dauer nach Österreich zurück - liegt nicht zuletzt in der verfehlten Staatsbürgerschaftspolitik der Zweiten Republik begründet. Die formale Gleichstellung aller Personen im Gesetz führte zu strukturbedingten negativen Aspekten für die vertriebenen Juden und Jüdinnen. Die österreichische Staatsbürgerschaftspolitik spiegelt nur ein weiteres Mal den mangelnden politischen Willen, die über 100.000 österreichischen Überlebenden des Holocausts zurückzuholen. Erst die so genannte "Waldheim-Krise" in den 1990er Jahren brachte die allmähliche Veränderung des herrschenden politischen Konsenses über die Rolle Österreichs in der Zeit des Nationalsozialismus. Eine Folge dieses veränderten Bewusstseins war eine Neufassung des Staatsbürgerschaftsgesetzes im Jahr 1993, welches es den Vertriebenen erstmals erlaubt, ihre frühere österreichische Staatsbürgerschaft zurückzuerhalten, ohne das Risiko des Verlusts der jetzigen Staatsbürgerschaft, ohne die Notwendigkeit, einen Wohnsitz in Österreich zu begründen und ohne enorme Kosten wie zuvor. Von dieser Möglichkeit machten bis heute etwa 2000 Personen Gebrauch.

The notably small number of returning Jewish emigrants after 1945 - only a few thousands came back to Austria - is due not least to the inadequate citizenship policy of the Second Republic. The official equality for all persons in the citizenship law led to structurally conditioned negative aspects for the Jews who had been driven out. The Austrian government's citizenship policy reflects once again the lack of a political will to repatriate the over 100,000 Jewish survivors of the Holocaust. It was only the so-called "Waldheim-crisis" during the 1990's that led to a gradual change in the Austrian political consensus about Austria's role in the period of National Socialism. As a result of this changed consciousness, the citizenship law was amended in 1993, now for the first time allowing the refugees to get back their former Austrian citizenship without taking the risk of loosing their own citizenship, without the commitment to settle down in Austria and without the payment of enormous fees as before. So far, about 2000 persons have made use of this possibility.

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