Der vorliegende Beitrag skizziert in vielen Einzelheiten den Widerstand, den die Organisation der sudetendeutschen Sozialdemokraten, die Treuegemeinschaft sudetendeutscher Sozialdemokraten, gegen die Pläne der tschechoslowakischen Exilregierung in London, die die deutsche Minderheit nach dem Krieg aus der Tschechoslowakei abschieben wollte, leistete. Bereits vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs hatten in Paris Gerűchte darűber kursiert, dass Widerstandsorganisationen in der Heimat den Abschub der Deutschen forderten. Die sudetendeutschen Antifaschisten reagierten darauf mit einer sorgfältigen Analyse dieses Problems. Ihr offizielles Programm aus dem Jahre 1940, die Holmhurster Grundsatzerklärung, wies die Möglichkeit eines Abschubs kategorisch zurűck. Im Jahre 1943 wurde die Abschiebung der Deutschen allerdings zu einem Dreh- und Angelpunkt der tschechoslowakischen Politik, und Präsident Beneš gelang es, hierfűr die Zustimmung der Alliierten zu erlangen. Die Treuegemeinschaft beműhte sich weiterhin, mit Argumenten gegen den Abschub zu kämpfen und die öffentliche Meinung der demokratischen Länder zu beeinflussen. Andere Organisationen des sudetendeutschen Exils unterstűtzten jedoch nicht die Treuegemeinschaft, sondern gegen Ende des Krieges sogar offen die Politik des Abschubs. Der politische Fűhrer der Treuegemeinschaft, Wenzel Jaksch, verwies zwar öffentlich auf die negativen Folgen, die der Abschub auch nach dem Krieg hätte, seine Beműhungen blieben jedoch erfolglos. Jaksch agierte als frűher europäischer Föderalist. Seine Ansichten wurden jedoch von der tschechoslowakischen Politik lediglich als Pangermanismus verstanden. Während des Krieges verweigerte Jaksch die direkte Zusammenarbeit mit den Kommunisten und wusste die Zukunft der demokratischen Politiker in der Nachkriegs-Tschechoslowakei richtig vorherzusagen, einschließlich der kompletten Sowjetisierung des erneuerten Staates.