Titel

Zum Bild des "Ostjudentums" in der "westjüdischen Publizistik der ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts

Autoren

Andreas Herzog,  Budapest

Jüdische Intellektuelle, Schriftsteller und Künstler suchten in den Juden Russlands, Polens bzw. der östlichen Kronländer der Habsburger Monarchie einen "ursprünglichen" kulturellen Typ, der den assimilierten Juden als Vorbild dienen könnte.

Neben einem Überblick, welche Rolle die Religionsformen, Sprachen und Kultur der 'Ostjuden' für deutsche und österreichische Juden spielten, bietet der Aufsatz eine Skizze der tatsächlichen Situation einer Minderheit, die seit dem Ende des 19. Jahrhunderts Modernisierungs- und Differenzierungsprozessen ausgesetzt war.

Die 'Ostjuden' werden als Wunschbild gezeigt, das aus der Perspektive des Westens entworfen wurde und der Debatte um die Erneuerung des Judentums diente. Seit dem Ersten Weltkrieg waren die Ostjuden aber auch Gegenstand aktiver Solidarität, mit der sich die mitteleuropäischen Juden gegen den Antisemitismus verteidigten. Politisches Engagement für die rechtlosen und armen Glaubensbrüder aus dem Osten ging mit ihrer Idealisierung einher. Das Bild der Ostjuden wird aus dem Unbehagen an der modernen Kultur erklärt und in den zeitgenössischen Kontext der Neoromantik, des Aktivismus sowie einer Hinwendung nach dem Osten gestellt.

Dealing with the Jews of Russia, Poland, and the Eastern parts of the Habsburg monarchy, Jewish intellectuals, writers, and artists sought a "genuine" cultural model for the assimilated Jews of Western Europe.

The essay gives a survey of what role the specific religiousness, language, and culture of the 'Ostjuden' played for the Jews of Germany and Austria. Besides that, it outlines the experience of a minority that has been exposed to the complex process of modernization since the end of the nineteenth century.

The 'Ostjuden' are depicted as an ideal, created from a Western perspective, and serving the debates for a renewal of Judaism. But moreover, since World War I, the East European Jews were also addressees of practical solidarity in the defence against antisemitism. Political support for the discriminated and poor fellow-believers in the East went along with idealizing them. The Western Jewish image of the 'Ostjuden' expressed an uneasiness about modern culture and is to be seen within the contemporary context of neo-romanticism, activism, and a widespread turn towards the East in general.

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